Wonderful World
Sie haben mit ihrem Blechbläserquintett Brassecco 1999 den ersten Bundespreis beim Wettbewerb Jugend musiziert gewonnen, waren danach auch bei internationalen Konkurrenzen erfolgreich, spielten auf der Expo 2000 in Hannover, bereisten für das Goethe-Institut Zentralasien und traten bei Festivals zwischen Oberstdorf und Montserrat in Spanien auf. Inzwischen haben sie auch bereits Stellen in führenden Münchner Orchestern. Die Fünf es sind Thomas Berg sowie Konrad Müller (Trompete und Flügelhorn), Christian Loferer (Horn), Sebastian Sager (Posaune) und Fabian Heichele (Tuba und Cimbasso) nennen sich jetzt munich brass connection und haben im November 2009 die CD Wonderful World aufgenommen.
Dass sie so vielfach gefragt sind, verdanken die Münchner ihrem höchst musikalischen und musikantischen Spiel mit hoher Tonkultur und beachtlicher Virtuosität, die sie aber nicht etwa penetrant herausstellen. Für ihr Album haben sie sich ein amerikanisches Programm zusammengestellt, und also mag der Name des Ensembles auch so etwas wie ein Programm sein. Signalhaft beginnt die CD mit Aaron Coplands legendärer Fanfare for he Common Man, in der die Bläser durch das Schlagzeug-Duo Municussion unterstützt werden. Auf dieser CD begegnet der Hörer auch Raritäten und Stücken neueren Datums, so etwa den Four Scetches von 1989 des heute in Freiburg im Breisgau lehrenden amerikanischen Trompeters Anthony Plog. Der Allegro-Kopfsatz ist lebhaft rhythmisch und wartet mit effektvollen Synkopen und überraschenden Schleifen auf, das folgende Vivace stellt die gestopfte Solotrompete heraus. Das Andante erinnert an einen langsamen Satz des Barock, bietet natürlich weitaus fortschrittlichere Harmonik. Das Finale bringt Gegenwart und quasi-barocken Puls auf einen gemeinsamen Nenner. Eine Neuheit ist auch Kerry Turners The Casbah of Tetouan (1990), ein farbiges Stück mit einem gestaltreichen Ablauf.
Mit dem Adagio von Samuel Barber beginnen die Beispiele aus dem amerikanischen Kernrepertoire des 20. Jahrhunderts. Allerdings besitzt dieser Satz in seiner Originalbesetzung mit Streichquartett oder Streichorchester mehr Intimität, eine stärkere Aura und größere dynamische Spannung. Das mag der Grund dafür sein, dass das Arrangement von Stephen McNeff (ursprünglich für The Canadian Brass) die Spieldauer um mehr
als zwei Minuten verkürzt. Ähnlich im getragenen Gestus ist Ralph Carmichaels Gospel There is a Quiet Place, das wie einige weitere Titel der Bassposaunist Ingo Luis für die Münchner Bläser arrangierte. Leonard Bernsteins West Side Story ist natürlich ein Hauptwerk, und Luis stellte einen passenden Querschnitt zusammen. Auch Duke Ellingtons East St. Louis Toodle-Oo von 1927 kann als Klassiker gelten.
Ein paar Hits bekannt von Frank Sinatra oder Louis Armstrong mussten wohl auch sein, so New York, New York und What a wonderful world, bei dem der Tubist sich mit einer gesungenen Satchmo-Kopie hören lässt. Eigentlich hätte das Quintett aber solche Mätzchen nicht nötig.
Günter Buhles