Korff, Malte

Wolfgang Amadeus Mozart

Leben, Werk, Wirkung

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005
erschienen in: das Orchester 01/2006 , Seite 70

Der 250. Geburtstag Mozarts hat eine Flut von Veröffentlichungen ausgelöst. Darunter befinden sich auch zwei handliche und informative Biografien von zwei bedeutenden Mozartforschern. Beide Werke sind in angesehenen Verlagen erschienen, haben etwa den gleichen Umfang und denselben Preis. Gruber lehrt als Professor für Musikwissenschaft in Wien, hat eine Schrift Mozart und die Nachwelt herausgebracht und ist Mitglied der Akademie für Mozartforschung. Er hat in diesem schmalen Bändchen eine überraschende Fülle von biografischen Details untergebracht, in übersichtlicher Gliederung und mit kluger Einbeziehung vieler Zitate. Nicht nur der bedeutsame Briefwechsel mit dem Vater oder die Bäsle-Briefe werden herangezogen, sondern auch viele Äußerungen aus Mozarts Umfeld. Eine besondere Abhandlung hat der Autor dem Gegensatz gewidmet, der sich aus den Erfordernissen einer Auftragskomposition und der eigenen Zielsetzung ergibt.
Auch der zweite Verfasser ist durch seinen Lebenslauf als Fachmann ausgewiesen. Er war Konzertdramaturg und Lektor eines Musikverlags und hat mehrere Konzertführer und Musikerbiografien veröffentlicht. Sein Mozart-Buch besticht auf den ersten Blick durch sein Layout. Es gibt darin reichen Bildschmuck, zweifarbigen Satz, Briefzitate in Kästen und zusammenfassende inhaltliche Hinweise am Seitenrand. Von Vorteil für den Leser ist auch, dass der Inhalt zweigeteilt ist: zuerst die Lebensbeschreibung, dann Analysen der wichtigsten Werke. Das Beste ist das abschließende Kapitel „Wirkung“. Es geht der gesamten Wirkungsgeschichte Mozarts nach, von seinen Lebzeiten bis in unsere Tage. Urteile der Biografen, von Franz X. Niemetschek und Nikolaus von Nissen bis zu Hermann Abert und Albert Einstein, sowie der Verleger und vieler Großen der Geistesgeschichte werden vorgestellt und kommentiert. Bunt und vielfältig ist z.B. der Niederschlag der Persönlichkeit Mozarts bei anderen Schaffenden, von Mörike, E. T. A. Hoffmann und Puschkin über den Philosophen Kierkegaard bis zu Peter Shaffers Theaterstück Amadeus und dem darauf basierenden Film. Nichts ist vergessen, auch nicht die fast kultische Verehrung der Mozart-Gedenkstätten heute sowie Mozart als Aushängeschild für den Tourismus und die Produktwerbung. Reicher und kompetenter kann ein Taschenbuch dieses Umfangs nicht sein.
Günther von Noé