Unverzagt, Alexander / Herbert Koch

Wörterbuch der Musikwirtschaft

1000 Fachbegriffe aus Musik, Wirtschaft und Recht

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Edition Musikmarkt, München 2006
erschienen in: das Orchester 09/2007 , Seite 78

Die Musikwirtschaft als maßgeblicher Teil der Kulturwirtschaft gewinnt – wie diese selbst – immer größere Bedeutung. Die fortschreitende Globalisierung, die Entwicklung des Internets und der neuen Medien beeinflussen immer stärker auch die wirtschaftliche Dimension der Musikproduktion und -nutzung. Diese rasante, vor allem technische Entwicklung bringt immer neue Begrifflichkeiten hervor, vergrößert die Welt des Fachkauderwelsch. Insbesondere angloamerikanische Fachausdrücke bestimmen die Bedingungen um Produktion, Aufführung und Vermarktung von Musik.
Jeder, der als Musiker, Orchestervorstand oder Manager mit Tonträgerherstellern, Produzenten, Rundfunk- oder Fernsehanstalten zu tun hat, wird mit meist vorgegebenen Vertragstexten konfrontiert. Hier finden sich dann Begriffe wie Amaray (DVD-Verpackung in Taschenbuchgröße), Nettoabgabepreis, Signing Fee (Sonderzahlung bei Exklusivverträgen), Sliding Scale (Umsatzerlösbeteiligung). Das Wörterbuch erklärt diese und viele andere Begriffe sehr anschaulich. Etliche Begriffe aus dem Urheberrecht, die einschlägigen internationalen Abkommen, die zahlreichen Verbände, die verschiedenen Verwertungsgesellschaften und sonstigen Institutionen werden ausführlich und gut verständlich erklärt. Dabei sind in den Erläuterungen immer wieder Querverweise auf andere Begriffe innerhalb des Wörterbuchs oder Synonyme von Begriffen enthalten. Aktuelle Anschriften, Internet- und E-mail-Adressen erleichtern die Kontaktaufnahme und weitere Informationsbeschaffung.
Die Herausgeber und Mitautoren kommen aus den einschlägigen Bereichen des Musikrechts und der Tonträgerindustrie, was man an vielen Stellen angesichts der Prägnanz der Formulierungen wohltuend spürt. Eine schon für die Zukunft ins Auge gefasste Neuauflage will die Länder Österreich und Schweiz noch stärker erfassen. Hilfreich wäre dann auch, noch mehr Begriffe aus der Medienproduktion von Hörfunk und Fernsehen aufzunehmen, wie z.B. den „Musiklaufplan“, der die Musikeinspielungen bei Wortsendungen erfasst und auflistet. Mit diesen Ergänzungen könnte das Buch, wie von der Verlagswerbung fragend beworben, „der neue Klassiker“ werden.
Erfreulich ist, dass so gut wie alle gebräuchlichen Abkürzungen aus dem Branchenjargon von A&R („Artist & Repertoire“ – Künstler- und Repertoireabteilung eines Tonträgerunternehmens) bis ZVV („Zentralstelle für Videovermietung“ – Inkassounternehmen für Vergütungen aus der Bildtonträgervermietung) aufgeführt und dechiffriert werden.
Im Hauptteil enthält das Wörterbuch die beschriebenen Begriffserläuterungen. Es folgen Auszüge aus gesetzlichen und vertraglichen Grundlagen und der Abdruck von Dokumenten, z.B. Passagen aus dem Urheberwahrnehmungsgesetz, dem Verlagsgesetz, dem Einkommensteuergesetz sowie der GEMA-Mustervertrag und die GEMA-Satzung. So sind alle relevanten Vorschriften ohne zeitaufwändige Suche auf einen Griff verfügbar. Weiterführende Literaturhinweise und ein Sachwortverzeichnis runden das insgesamt empfehlenswerte Werk ab.
Das Wörterbuch wird rasch zum unentbehrlichen Begleiter all derer werden, die unmittelbar oder mittelbar als Juristen, Produzenten oder Künstler mit der Musikwirtschaft zu tun haben.
Gerald Mertens