Arnecke, Jörn

Weißer Rauch

für Klarinette (B) solo

Rubrik: Noten
Verlag/Label: edition gravis, Bad Schwalbach 2006
erschienen in: das Orchester 01/2007 , Seite 88

Der 33-jährige in Hameln geborene Komponist Jörn Arnecke hat seine kompositorischen Studien bei Peter Michael Hamel, Wilfried Hiller und zuletzt bei Gérard Grisey absolviert. Seine Kompositionen fanden vielfach Anerkennung durch Preise, die er nahezu im jährlichen Rhythmus verbuchen konnte: 1997 Preisträger des Kompositionswettbewerbs der Freien und Hansestadt Hamburg zum Brahms-Jahr, 1998 Förderpreis des Göttinger Symphonie-Orchesters, 1999 erster Preis bei einem Wettbewerb des Deutschen Tonkünstlerverbandes, 2003 Bach-Preis-Stipendium, Hindemith-Preisträger 2004 des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Seit Oktober 2001 lehrt er Musiktheorie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.
Sein Werkkatalog zeigt einen Schwerpunkt bei Bühnenwerken, mit denen er auch die größten Erfolge feiern konnte; genannt seien: Butterfly Blues, Das Fest im Meer und Drei Helden. Zwischen den großformatigen Werken schrieb er eine Reihe von Kammermusikkompositionen. Das Solostück Weißer Rauch für Klarinette ist im Zusammenhang mit der Präsentation von Bildern und Skulpturen zum Thema „Die vier Elemente“ des Hamelner Künstlers Friedrich Heißmeyer im Jahr 2003 entstanden.
Nach einem den ganzen Klangraum der Klarinette auskostenden, in kürzere Phrasen gegliederten freien Abschnitt beginnt der aus drei unterschiedlichen Elementen konstruierte Hauptteil: ein rhythmisch markanter sich wiederholender Sprung vom tiefsten zum höchsten Register, Tonrepetitionen mit leicht abfallender Intonation in der mittleren Lage und ein rasanter chromatischer Anstieg. Diese drei auch dynamisch gegensätzlich gestalteten Abschnitte werden vielfältig durch Umstellung, Verkürzung, Vergrößerung oder Beschleunigung variiert. Dadurch wird die Bildhaftigkeit des aufsteigenden und sich verflüchtigenden weißen Rauchs bis ins kompositorische Verfahren nachvollzogen. So erfolgt der chromatische Anstieg über drei Oktaven zunächst lückenlos. In einem zweiten etwas ruhigeren Anlauf wird er um jeden sechsten Ton reduziert, bevor dann jeder vierte und schließlich jeder dritte Ton ausgespart wird. Insgesamt kommt es in diesem Hauptteil nach einem Ruhepunkt zu einer deutlichen Beschleunigung. Die Schlusstakte greifen den Anfang des Stücks in stark verkürzter Form wieder auf.
Arnecke bedient sich in der siebenminütigen Komposition Weißer Rauch fast ausschließlich der traditionellen Spieltechnik. Nur im Introduktionsteil werden Vierteltöne verlangt und Geräuschhaftes wird in Form von hörbaren Atmungsvorgängen zur Gliederung des Stücks verwendet.
Heribert Haase