Mahlert, Ulrich

Wege zum Musizieren

Methoden im Instrumental- und Vokalunterricht

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2011
erschienen in: das Orchester 05/2012 , Seite 70

Es gibt viele Bücher zur Didaktik des Instrumental- und Vokalunterrichts, aber bislang war darunter keines, das dezidiert als übergreifende Methodenlehre konzipiert war. Ulrich Mahlert, Professor für Musikpädagogik, hat sich dieser Aufgabe nun angenommen und mit seinem Buch Wege zum Musizieren ein gelungenes und trotz aller Wissenschaftlichkeit gut lesbares Kompendium vorgelegt, das sich als Einführung oder Vertiefung didaktischer Theorie und Praxis eignet, das aber auch als Nachschlagewerk zu Einzelaspekten wertvolle Dienste leisten kann. Denn hier wird – basierend auf der Überzeugung, dass es eine allgemein gültige Methodik nicht geben kann – keine neue Methodik präsentiert, sondern ein Überblick über diverse Methoden sowie eine Ideensammlung, die es jedem Lehrenden ermöglichen sollen, eine auf jeden Schüler individuell zugeschnittene Methodik selbst zu entwickeln.
Im ersten Teil zeigt Mahlert die unterschiedlichen Bedeutungsebenen des Begriffs Methode auf und macht deutlich, wie eine Methodenlehre im Bereich der Musikpädagogik aussehen könnte. Unterschiedliche Modelle von Methoden – vom Schüler, vom Lehrer oder von der Musik ausgehend – werden erläutert, und es werden die Grundzüge musikalischen Lernens systematisch aufgezeigt, an denen sich ein methodisches Lehren orientieren soll. Relativ ausführlich widmet sich der Autor auch der Frage, inwiefern methodische Kompetenzen in der Ausbildung von Musiklehrern überhaupt vermittelt werden und in welcher Form, und schließlich stellt er mit einem Katalog prinzipieller Fähigkeiten auch noch eine Art Anforderungsprofil für methodische Kompetenz auf.
Im zweiten Teil geht es dann um die Praxis. Themen sind Unterrichtsplanung und -vorbereitung – wobei sich hier Aspekte, die bei der Planung einer Stunde relevant sind, ebenso finden wie Anstöße zur Nachbereitung derselben –, Unterrichtsaufbau und -dramaturgie, Üben, Motivation, Elternarbeit, Denkanstöße zur Vermittlung von Interpretation, Notenschrift, Improvisation, aber auch Ideen und Anleitungen für eine gelingende Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern und anderes.
Der dritte Teil des Buchs schließlich beschäftigt sich mit einem in Methodik-Fachbüchern eher ungewöhnlichem Aspekt des Lernens: der Glücksfähigkeit als Zielperspektive. Neurobiologische Erkenntnisse über die euphorisierende und angstmindernde Wirkung des Musizierens bilden hier den Ausgangspunkt für eine Diskussion der Frage, was Glück eigentlich ist und in welcher Weise und in welchem Maße man diesen Zustand beim Musizieren am besten erreichen kann. Dies wird erst einmal wissenschaftlich dargelegt, doch dann werden auch hierfür abstrakte und auch ganz konkrete Möglichkeiten und Anregungen aufgezeigt.
Eine ausführliche Literaturliste am Ende des Buchs sowie Hinweise auf besonders relevante Literatur in den jeweiligen Kapiteln ermuntern schließlich zum Weiterlesen und zur Vertiefung einzelner Aspekte.
Andrea Braun