Heckl, Peter

W. A. Mozarts Instrumentalkompositionen in Bearbeitungen für Harmoniemusik vor 1840

Bd. 1 Textband / Bd. 2 Notenband

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Olms, Hildesheim 2014
erschienen in: das Orchester 10/2014 , Seite 64

Kaum jemand kann sich vorstellen, wie groß das Repertoire an Bearbeitungen für Harmoniemusik ist: So zählt ein Wind Ensemble Catalog von 1997 etwa 12000 erhaltene Werke von rund 2400 Komponisten und Bearbeitern auf. Dennoch nähern sich diesem Thema sowohl Ausübende als auch die deutsche Musikwissenschaft nur zögerlich. Dabei gibt es hier noch ungehobene Schätze. Die österreichische Musikforschung hingegen, und nicht zu vergessen die englischsprachige, ist im Bereich der Bläser- und Blasmusik Vorreiterin.
Diese offene Thematik hat den in verschiedenen Harmoniemusikformationen als Hornist tätigen Peter Heckl bewogen, einmal genau hinzusehen und über den Tellerrand des gängigen Repertoires zu schauen, von dem man bislang annahm, es handle sich vorwiegend um Opernarrangements für das Ensemble, das üblicherweise im ausbaufähigen Kern aus je zwei Oboen, Klarinetten, Hörnern und Fagotten besteht. Heckl wählte für seine Dissertation aufgrund der Fülle hauptsächlich die oft nur handschriftlich überlieferten und meist schwierig zu datierenden Bearbeitungen von Originalkompositionen Wolfgang Amadeus Mozarts und zog bewusst 1840 als Grenzjahr, da dieses Ensemble nach Vergrößerung der Besetzung mit Schlaginstrumenten in die Militärmusik aufgegangen war.
Die Liste der Bearbeitungen ist groß, was die hohe Nachfrage solcher Musik eindrücklich zeigt. So existieren neben Arrangements von Divertimenti und Serenaden für Bläser (insbesondere die Grand Partita B-Dur KV 361 [370a] in mehrfach unterschiedlichen Besetzungen) Kammermusiken für Streicher (Streichquartette KV 387, 428 und 575, das Streichquintett KV 614), Sinfonien („Pariser“ KV 297 und 318, „Linzer“ KV 425), Märsche und Werke für Klavier (Sonate in A-Dur KV 331).
Gleichzeitig rücken auch die Biografien der meist unbekannten Arrangeure wie Johann Georg Birnstein, Carl Andreas Goepfert, Joseph Heidenreich, Václav Havel, Johann Simon Hermstedt, Joseph Triebensee oder Johann Christian Stumpff etwas in den Mittelpunkt des Geschehens. Die Namen der anderen Hälfte weiterer Arrangeure werden wohl anonym bleiben.
Mit sehr viel Liebe zum Detail listet Heckl minutiös Werk für Werk und Takt für Takt die Abweichungen zum Original auf und hält dies in verschiedenen Tabellen und Schaukästen fest. Eine überaus gründliche und grundlegende Herkulesarbeit, die sich zeitweise spannend liest. Einfach zum Durchlesen im doppelten Wortsinn ist sie indes nicht, aber anhand des beigefügten und sehr umfangreichen Notenteils mit sämtlichen besprochenen Partituren können der Text und die oft unterschiedlichen Versionen eines Stückes nicht nur schön mitverfolgt werden (es sind jene Bearbeitungen vereinigt, die nicht „in zuverlässigen modernen Editionen zugänglich sind“), sondern sie vermitteln auch einen Eindruck, mit welchen Schwierigkeiten damals die Arrangeure zu kämpfen hatten, wobei sich nicht alle Bearbeitungen rekonstruieren ließen.
Werner Bodendorff 

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