Werke von Connesson, Poulenc, Debussy und anderen

Voyages Sonores

Maria Kliegel (Violoncello), Oliver Triendl (Klavier)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin
erschienen in: das Orchester 09/2019 , Seite 68

Maria Kliegel und Oliver Triendl entführen ihre Hörer auf eine abwechslungsreiche „Klang-Reise“ durch Frankreich und Spanien. Die Kombination von pointierten Rhythmen mit wehmütigen Passagen, von alten Volksmusiktraditionen mit Musik des 20. Jahrhunderts sowie die raschen Stimmungswechsel lassen ein faszinierendes musikalisches Kaleidoskop entstehen. So unterschiedlich die ausgewählten Kompositionen auch sind, ihr gesanglicher und ausdrucksstarker Charakter zieht sich wie eine roter Faden durch die Einspielung.

Eröffnet wird die CD von Guillaume Connessons (*1970) Les chants de l’Agartha aus dem Jahr 2008. Seine drei Gesänge bringen eine geheimnisvolle sagenumwobene Welt zum Klingen: Im ersten Satz lässt eine lange stimmungsvolle Cellokantilene die „leuchtende Stadt“ mehr und mehr strahlen, ehe sie wieder in der Dunkelheit versinkt. Besonders hervorzuheben ist schließlich der dritte Satz, ein Tanz bis zur Ekstase. Maria Kliegel und Oliver Triendl musizieren hier rhythmisch und energetisch so furios, dass die infernalisch tanzende Menge bildlich vor Augen erscheint.

Die Cello-Sonate von Francis Poulenc taucht Musiker und Hörer in ein Wechselbad der Gefühle und Stimmungen. Im Booklet der CD beschreibt Tilmann Böttcher die Komposition sehr treffend als „Theater ohne Worte“, sie „stürzt sich ins pralle Leben“. Während im ersten Satz Leichtigkeit dominiert, wartet die Cavatine mit Innigkeit auf, die sich dramatisch steigert. Der übermütigen Ballabile, in der Modetänze der 1920er Jahre aufblitzen, folgt ein „strenges“ Finale. Seine harten Akkorde, punktierten Rhythmen und häufigen Wiederholungen lassen jegliche Spielfreude, die in den lichten Momenten des Satzes aufkommt, schließlich erlöschen. Die beiden Musiker entwickeln ein gutes Gespür für die schwankenden Stimmungen des Werkes und punkten mit ihrer variablen Klanggestaltung. Claude Debussys Intermezzo and Scherzo versprühen Leichtigkeit, französisches Flair und musikalischen Humor.

Mit Manuel de Fallas Kompo- sitionen Suite populaire espagnole und Spanish Dance No. 1 wird die musikalische Reise in Spanien fortgesetzt. Die Werke übertragen folkloristische Musiktraditionen der Gitanos, der wandernden Menschen der iberischen Halbinsel, ins 20. Jahrhundert und singen eindrucksvoll und feurig vom menschlichen Leben. Die lyrischen Momente und die überbordende Leidenschaft des Violoncellos sowie die temperamentvollen Rhythmen mit Tonrepetitionen im Klavierpart erwecken Liebesschmerz, Stolz, Erniedrigung und Leidenschaft musikalisch zum Leben.

Das Intermezzo aus der Oper Goyescas von Enrique Granados und Gaspar Cassadós Requiebros verbinden spanischen Rhythmus mit wunderschönen Cellokantilenen, die Maria Klingel überzeugend gestaltet. Gemeinsam mit Oliver Triendl gelingen ihr auf dieser CD leidenschaftliche und facettenreiche Interpretationen, die durchweg den „richtigen Ton“ treffen.

Anna Catharina Nimczik