Werke von Hans-Jürg Sommer, Richard Strauss, Anton Reicha, Kostantia Gourzi, Oscar Franz, Pierre-Max Dubois, Urs Vierlinger
Voyager
Munich Opera Horns
Die erste CD der Munich Opera Horns mit der Audi Jugendchorakademie und ihrer stimmungsvoll bewaldeten Kombination von Chorgesang und Hörnern war eine echte Entdeckung. Bereits das nächste Album Fan Faire hingegen vereinte recht wahllos Arrangements verschiedener Epochen und Komponisten. Leider ist das nun bei der neuesten Publikation Voyager nicht anders. Sie enthält zudem vor allem eine – maßgebliche – Bearbeitung, die nicht wirklich überzeugen kann.
Um richtig verstanden zu werden: Der Hornsatz der Bayerischen Staatsoper, mit ihrem Solohornisten Johannes Dengler und dem ARD-Preisträger Pascal Deuber, mit Christian Loferer und Milena Viotti, Casey Rippon und Franz Draxinger, Wolfram Sirotek und Rainer Schmitz, Maximilian Hochwimmer und Fabian Schröder, Stefan Böhning und Éva Lilla Fröschl dürfte nur von wenigen auf der Welt übertroffen werden. Doch Perfektion und Klangschönheit reichen nicht aus für eine gute Aufnahme.
Besonders problematisch ist das Arrangement von Richard Strauss’ zweitem Hornkonzert für Solohorn und Hornensemble. Dieses herrliche Konzert, ein unvergleichliches Spätwerk des Komponisten, lebt doch gerade vom Gegenüber von Horn und Orchester, von der raffinierten Verflechtung des Blechbläser-, Holzbläser- und Streicherklangs. Natürlich ist es beeindruckend, wie der komplexe Begleitsatz von mehreren Hörnern akrobatisch gemeistert wird. Doch das Ergebnis ist gewiss nicht das, was sich der geniale Instrumentator und „Hausgott“ der Bayerischen Staatsoper, Richard Strauss, gewünscht hätte – bei aller Liebe zum Horn, das er selbst spielte, und vor allem sein Vater Franz Strauss, dem mehrere Hornwerke des Sohnes gewidmet sind und den selbst Richard Wagner verehrte.
Ansonsten treffen hier Alphorn-Stücke auf einige der berühmten Reicha-Trios und modernere Werke von Konstantia Gourzi und Pierre-Max Dubois auf Beiträge des Horn-Komponisten Oscar Franz. Drum herum wird in schick violettem Schuber eine seltsame Geschichte zwischen Voyager-Mission, Münchner Operngeschichte und Hornhistorie gestrickt, verziert mit Zitaten von Serge Dorny, Nikolaus Bachler und Kirill Petrenko. Die namensgebende Komposition Voyager 2 von Konstantia Gourzi (*1962) ist atmosphärisch gesetzt, zieht sich über elfeinhalb Minuten aber doch etwas hin. Immerhin: Die Reicha-Trios werden auf Naturhorn gespielt, was eine besondere Herausforderung ist, aber klanglich spannender als die meisten Aufnahmen auf Ventilhorn. Diese Trios und die natürlich herausragende Aufführung sichern dem Ensemble dann doch drei Sterne des Rezensenten.
Johannes Killyen