Viva Verdi!
Ouvertures arranged for Brass Ensemble. Mit Werken von Johann Strauß, Giuseppe Verdi, Jerónimo Giminéz u. a.
Ein kleines bisschen in die Irre führt der Titel Viva Verdi! Wer auf der neuesten CD von HR-Brass eine Hommage an Giuseppe Verdi im Sinne der Tradition der italienischen Banda erwartet Stuttgarts früherer GMD Gabriele Ferro und die Bläser des Württembergischen Staatsorchesters haben auf zwei CDs dahingehend Aufschlussreiches vorgelegt , der dürfte etwas enttäuscht darüber sein, dass das hessische Ensemble unter der Leitung von Steven Verhaert nur einen einzigen Titel der CD, der von Verhaert arrangiert wurde, der Musik des großen italienischen Opernkomponisten gewidmet hat. Dies ist aber die einzige Einschränkung dieser CD.
Denn was die von zwei Percussionisten unterstützten Blechbläser des Radio-Sinfonie-Orchesters Frankfurt hier bieten, ist sehr beachtlich. Neben dem Verdi-Potpourri mit Auszügen aus Nabucco, Il Trovatore, Rigoletto, Aida und La Traviata stehen die Bearbeitungen der Ouvertüren zur Fledermaus, zu Rossinis LItaliana in Algier und Johann Strauß Zigeunerbaron, weiterhin Bearbeitungen von La Boda de Luis Alonso (Jerónimo Giminész), Die Zauberflöte or better the Magic Trompet nach Mozart sowie Che gelida Manina aus Puccinis La Bohème auf dem Programm der auch klanglich sehr überzeugenden Einspielung.
Dabei bietet HR-Brass, das seit seiner Gründung 1986 auf eine ganze Reihe beachtlicher künstlerischer Erfolge zurückblicken kann, ein hoch virtuoses, dabei aber immer differenziertes Spiel. Der Bläserklang wirkt nie übertrieben hell oder gar grell, Brillanz wird nur selten vordergründig serviert, Transparenz und dynamische Feinabstimmung lassen zudem keine Wünsche offen. Über den kultivierten Bläserton hinaus vergessen die Trompeter Balazs Nemes, Alain DeRudder, Tobias Vorreiter, Norbert Haas und Heiko Herrmann, die Hornisten Charles Petit, Thomas Sonnen und Felix Winkler, die Posaunisten Klaus Bruschke, Oliver Siefert und Francis Baur, der Tubist Hellmut Karg sowie Hans-Reiner Schmidt (Euphonium) nicht, welche Wirkungsmöglichkeiten die bekannten Opernmelodien bieten.
Dass diese CD ein Hörspaß erster Güte ist, daran hat auch der Dirigent Steven Verhaert, selbst ausgebildeter Trompeter und durch langjährige Erfahrung mit der Leitung von Bläserensembles vertraut, seinen Anteil. Denn er sorgt für stimmige, oftmals flotte, aber nie verhetzte Tempi, für klangliche Disziplin, für fein geschliffene Phrasierungen und jene Dosis an theatralischer Wirkung, die für Bearbeitungen von Opernauszügen unerlässlich ist.
Walter Schneckenburger