Arutjunjan, Alexander / Alexander Glasunow / Rafael Mendez / Jules Levy / Jean-Baptiste Arban / Georges Enesco / Peter I. Tschaikowsky

virtuoso capriccioso

Werke von Alexander Arutjunjan, Alexander Glasunow, Rafael Mendez, Jules Levy, Jean-Baptiste Arban, Georges Enesco, Peter I. Tschaikowsky

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Antes BM-CD 31.9201
erschienen in: das Orchester 02/2005 , Seite 84

Mit den Aufnahmen der beiden CDs c’est ainsi und virtuoso capriccioso präsentiert Manfred Bockschweiger mit Cornelia Jaronicki und Joachim Enders am Klavier einen Querschnitt romantisch-moderner Trompetenliteratur, mit dem er eindrucksvoll seine trompeterischen Fähigkeiten unter Beweis stellt. Ein kraftvoller, dunkler Ton, gepaart mit virtuoser Technik, doch auch überaus lyrische Elemente zeichnen sein Spiel aus.
Das Repertoire beider CDs ist im Hinblick auf Struktur und Stil ausgewogen. Es finden sich klassische Bravourstücke wie auch zart Melodiöses. Dies gibt Gelegenheit, programmatische Kontrapunkte zu setzen, wie z. B. zwischen Honeggers Intrada und Françaix’ Sonatine: Nach mächtigem Ton und bravouröser Technik bringt Bockschweiger nun mit samtenem Ton Leichtigkeit statt Kraft zur Wirkung. Beim Spiel mit dem Dämpfer scheint er leider ein klein wenig zu weit entfernt vom Mikrofon gestanden zu haben, sodass hier die Balance zu sehr zum Klavier hin verschoben wurde.
Gut die Hälfte der Werke setzen auf die Vielseitigkeit des Solisten. So sind die Ecksätze von Hansens Sonate trompeterisch-bravourös gestaltet, während der Mittelsatz fast einem Bach’schen Rezitativ gleicht, in welchem der zarte Schmelz des Tons gesangliche Qualitäten annimmt. Ähnlich bei Enescos Legend, welches von romantischer Liedhaftigkeit über strahlend kraftvolles Drängen hin zu spätromantischer Stimmung führt, wie man sie von den Liedern eines Hugo Wolf kennt. Auch Glasunows Albumblatt endet ähnlich liedhaft, wenn auch eher schumannesk. Eine vergleichbare Stimmung ist auch bei Levy zu finden: Die traurige Melodie in typisch russischem Stil gibt Bockschweiger Gelegenheit, gänzlich in Lyrik aufzugehen – auch in den schweren Passagen.
Technisch Anspruchsvolles haben die klassischen Bravour- oder Virtuosowerke zu bieten. Gleich zwei der bekanntesten finden sich im Repertoire: Arbans Variationen über den Karneval von Venedig und Arutjunjans Konzert As-Dur. Während der Karneval nicht viel mehr als eine Zurschaustellung technischer Fähigkeiten zulässt, ist das Werk Arutjunjans eine große musikalische Herausforderung. Dieses „Schlachtross“ der Trompetenliteratur stellt durch Länge und Struktur große Anforderungen an den Solisten wie auch den Begleiter. Bockschweiger interpretiert es mit viel Gefühl in den lyrischen und mit kraftvoller Präzision in den technischen Passagen. Die stimmungsvolle Begleitung durch Joachim Enders rundet die gelungene Aufnahme ab.
Den Schlusspunkt der ersten CD setzt die Rhapsody in Blue von George Gershwin in einer Bearbeitung von Timofej Dokschitzer. Hier zieht die Trompete alle Register, brilliert mit glasklarem Stoß und dunklem, großem Ton. Gegen Ende zeigt sich in den fortissimo-Passagen, wie gut sich die beiden Musiker ergänzen, denn erst hier hat das Klavier die nötige Präsenz.
Hier liegt auch der Schwachpunkt der vorliegenden Werke: die Aufnahmequalität. Während der Hall der Trompete sichtlich gut tut, verschwimmt das Klavier geradezu darin. Im Nachhinein ist es fast unmöglich zu ergründen, ob es an der Mikrofonierung liegt oder am Mastering. Nur schade, dass gute Musik wieder einmal von der Technik kompromittiert wird. Die Musik wie auch die Musiker haben Besseres verdient.
Als leichter Ausklang beschließt Peter I. Tschaikowskys Danse Napolitaine den zweiten Tonträger wie ein Nachwort zum Vorangegangenen. Programmatisch exzellent platziert entlässt es den Zuhörer in einer heiteren, beschwingten Stimmung. Was will man mehr?
Mathias Engl