Virtuose Paukenkonzerte
des 17. und 18. Jahrhunderts
Der amerikanische Musikwissenschaftler Harrison Powley verfügt über profunde theoretische und praktische Kenntnisse auf dem Gebiet der Paukenliteratur. Ihm ist es zu verdanken, dass sechs Beiträge zu diesem seltenen Genre nunmehr vorliegen, die er nach Originalquellen eingerichtet und verlegt hat.
Von Johann Christoph Graupner ist eine Sinfonia a 2 corni, timpani, 2 violini, viola e cembalo zu hören, die sich durch Eleganz und Gefälligkeit auszeichnet und als typische höfische Musik gelten kann. In den galanten Stil sind die Pauken sehr sinnvoll eingebunden und geben dem Solisten die Möglichkeit, sehr differenziert und flexibel zu Werke zu gehen. Bedenkt man, dass Graupner ein Zeitgenosse Johann Sebastian Bachs war (Studium u.a. bei dessen Vorgängern Schelle und Kuhnau im Amt des Thomaskantors), so erklärt sich die Nähe der Sinfonia zur traditionellen Suite, erstaunt andererseits das Vorpreschen weit in die Gefilde des galanten Stils. Ähnliche Tendenzen finden wir in der Sinfonia Nr. 99 Johann Melchior Molters.
Giorgio Druschitzky war selbst bedeutender Paukenvirtuose. Der Vertreter der Vorklassik zeigt reizvolle und entzückende Einfälle sowohl im Concerto per sei timpani als auch in der Partita. Beide Stücke erfordern drei Paukenpaare. Johann Carl Friedrich Fischer wartet gar mit einer Symphonie mit acht obligaten Pauken auf. Gibt es in den genannte Werken eine Reihe von Kadenzen, zum Teil eigene von Alexander Peter, so gibt der Marche de timballes (1685) der Brüder André und Jacques Philidor Gelegenheit, die Pauken absolut solo
vorzuführen. André war am Hof Ludwig XIV. angestellt. Sein Sohn François-André versorgte Paris mit mehr als 20 Opern eine schöpferische Familie.
Mag man in den Werken hier und da Tiefe vermissen, so entschädigt der hohe Rang der Interpretation. Exaktheit, ein breites Spektrum zwischen Behutsamkeit und einer vom militärischen Bereich abgeleiteten Kühnheit sowie die Darstellung unterschiedlicher Klangfarben zeichnen Peters Kunst aus. Der Solopauker der Dresdner Philharmonie knüpft an lokale Traditionen an, die auf hervorragenden Vertretern der Paukenzunft beruhen. Ein ausgezeichneter Partner ist das aus Philharmonikern bestehende Kammerorchester, hier unter Leitung des Solisten.
Das lesenswerte Beiheft bietet Historisches von frühesten Verweisen auf Pauken bis zum 19. Jahrhundert. Auch lernt man viel über aufführungspraktische Details.
Hans Peter Altmann