Frischknecht, Hans Eugen
Vier Bilder für 1 Schlagzeuger
Vier Blätter könnte sie auch heißen, die bereits 2005 entstandene und nun neu in der Edition Gamma erschienene Komposition für Soloschlagzeug des Schweizer Komponisten, Organisten und Chorleiters Hans Eugen Frischknecht (*1939). Denn jedes der vier perkussiven Bilder ist so kurz, dass es auf eine gut leserliche, handgeschriebene Notenseite passt. Innerhalb eines jeden Stücks wird mit nur einer Instrumentengruppe gearbeitet, deren jeweilige klangfarbliche Monochromie kompositorisch aufs Schönste differenziert wird.
Die Charaktere der vier kleinen Klangbilder mit einer Dauer zwischen 90 und 160 Sekunden sind sehr unterschiedlich. Im ersten Satz glitzert das Glockenspiel im Wechsel mit gleißenden Triangeln, der zweite Satz ist eine geschmeidige Kurzton-Studie in Holz auf dem Marimba. Ein kleines Drum-Set ohne Bass-Drum zeichnet im Folgenden eine kurze Skizze in Jazz mit Improvisationsanteilen, den Ausklang besorgen leise schwebende Vibrafonklänge. Ihren besonderen Reiz und ihre volle klangliche Opulenz werden die Vier Bilder in einem gut klingenden Raum entfalten, z. B. in einer Kirche, für deren spezielle Akustik sie gewiss ursprünglich komponiert wurden.
Alle Sätze des Stücks sind in Space-Notation geschrieben, die ungefähren Tondauern lassen sich aus den Abständen zwischen den einzelnen Notenköpfen herauslesen. Diese Notationsweise ist den musikalischen Inhalten angemessen, da sie den nötigen und erwünschten Raum für Gestaltungsfreiräume und improvisierte Passagen bietet. Spieler- und lesefreundlich ist die Ausgabe aber auch in anderer Hinsicht: Die hinzugefügten Erläuterungen zu Schlägelwahl und anderen Aufführungsdetails lassen an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Einzig die Instrumentenliste müsste noch einmal überarbeitet werden, damit dem Schlagzeuger beim Auspacken am Konzertort nicht das Vibrafon fehlt.
Für den erfahrenen Schlagzeuger sind Frischknechts Vier Bilder leicht zu spielen, für jugendliche Spieler, z. B. aus der Mittelstufe einer Musikschule, stellen sie eine schöne Herausforderung dar. Ein Wermutstropfen für die Aufführenden: So pragmatisch die Notation ist, so beträchtlich ist der instrumentale Aufwand für die gut zehn Minuten Musik: Vibrafon, Glockenspiel, Marimbafon, ein kleines Drum-Set, Tempelblocks und Kleininstrumente wer das je selbst ein- und ausgeladen hat, weiß, wovon ich rede.
Stephan Froleyks