Ommer, Andreas

Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen

von 1907 bis zur Gegenwart. Sonderband Digitale Bibliothek

Rubrik: CD-ROMs
Verlag/Label: Directmedia Publishing, Berlin 2005
erschienen in: das Orchester 09/2006 , Seite 87

Bereits 1983 (Hermes Handlexikon. Opern auf Schallplatte) und 2000 (Karl Steiger: Opern. Ein Verzeichnis aller Aufnahmen) wurde angestrebt, sämtliche Operneinspielungen des 20. Jahrhunderts in einer Diskografie aufzulisten. Doch der rasant zu entlegenen und historischen Aufnahmen vorstoßende CD-Markt machte eine neue Übersicht längst wieder fällig. Galt das ältere Hermes-Lexikon mit seinen etwa tausend aufgelisteten Aufnahmen als „weitgehend vollständig“, sichtete Steiger bereits die fünffache Menge. Immer stärker rückten auch nicht veröffentlichte (Rundfunk-)Archivaufnahmen ins Blickfeld einer „Vollständigkeit“.
Andreas Ommer stellte sich nun erneut dieser Herausforderung. In seinem Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen von 1907 bis zur Gegenwart listet er insgesamt 12275 Aufnahmen auf. Sie gehören zu 2464 Werken von 828 Komponisten. Im Vergleich zu den früheren Katalogen sind auch einige Querschnitte sowie Oratorien und Operetten berücksichtigt. Stärkere Beachtung erhält das Medium Film und DVD; u.a. finden sich etliche noch nicht lieferbare Fernsehübertragungen. Insofern bildet diese in 25-jähriger Hobby-Leidenschaft zusammengetragene Diskografie einen einmaligen Fundus für Opernliebhaber und -fachleute. Die Datenbank erschien auf einer CD-ROM als Sonderband der Digitalen Bibliothek. Das ist die heute angemessene Form, da das Suchen nach Interpreten, Dirigenten etc. deutlich vereinfacht wird.
Nach einem Vorwort von Andreas Ommer folgen zunächst ein sehr kurzer Abriss zur Aufnahmegeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart sowie Hinweise zur Nutzung der Datenbank. Neben den Lebensdaten der Komponisten finden sich vor jedem Werk Uraufführungsdatum, Librettisten, eventuell literarische Vorlagen und die Sprache. Leider wurde auf genaue Gattungsangaben wie „Dramma per musica“, „Tragédie lyrique“ etc. verzichtet, ebenso auf die Nummer eines Werkverzeichnisses. Bei den eindeutigen Operntiteln ist das in der Regel auch kaum notwendig. Zu jeder einzelnen Einspielung sind Aufnahmedatum, Spieldauer, Dirigent, Chorleiter und sämtliche Interpreten aufgelistet. Eine Kommentarzeile zu Kürzungen, Fassung sowie ein „Produkt Code“ mit den Nummern der bereits publizierten Aufnahmen ergänzen die Angaben.
Über die Such- bzw. Tabellenfunktion lässt sich die Datenbank sogar nach Sängern und Rollen sortieren. Für das schnelle Finden reichen Dirigent, Werktitel oder Aufnahmejahr. Einziges Manko der Suchfunktion ist, dass die Eingabe nach einer bestimmten Schreibweise erfolgen muss: Nur „Die Zauberflöte“ führt zum richtigen Suchergebnis oder „Stefano, Giuseppe di“. Fehler der Namensschreibung sind bei einer ersten Auflage kaum zu vermeiden. Die Deutsche Kammerphilharmonie Neuss hieß z.B. schon immer „Deutsche Kammerakademie Neuss am Rhein“. Der große Nutzen dieser Diskografie liegt in der Nennung vieler seltener Einspielungen, die sich nicht in den beiden älteren Publikationen finden.
Matthias Corvin