Werke von Ludwig van Beethoven, David Maslanka, James Barnes und Thomas Doss

Versöhnung. klangintensiv – dramatisch – einfühlsam

Polizeiorchester Bayern, Ltg. Johann Mösenbichler

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Bauer Studios
erschienen in: das Orchester 9/2024 , Seite 70

Versöhnung – so lautet der Titel der neuen CD des bayerischen Polizeiorchesters unter der Leitung von Johann Mösenbichler mit Werken von Beethoven, Maslanka, Barnes und Doss. Zunächst stellt sich die Frage: Versöhnung womit? Mit wem? Reicht es denn heute nicht mehr, einfach nur gute Musik zu spielen? Ist denn Musik nicht schon grundsätzlich etwas Versöhnliches, das Menschen friedlich miteinander verbindet? Gerade im Fall des Polizeiorchesters sind derartige Add-ons wirklich nicht nötig, bieten die Aufnahmen in jeder Hinsicht Musik vom Feinsten, deren Faszination der Musikfreund gerne erliegt. Die hervorragende Arbeit Mösenbichlers zeigt sich schon im ersten Stück, der Ode an die Freude“von Beethoven, in der zunächst die Holzbläser wunderbar kultiviert das Thema intonieren. Der vom Blech dominierte kraftvolle zweite Teil zeigt, wie nuanciert ein Forte gestaltet werden kann.
Erst recht bestätigt wird die außergewöhnliche Qualität des Orchesters in der folgenden Komposition Hymn for World Peace des amerikanischen Komponisten David Maslanka (1943–2017). In ihr präsentieren sich vortrefflich die reichen Klangfarben eines sinfonischen Blasorchesters, die das Polizeiorchester in großer Meisterschaft zu entfalten versteht.
Ein weiterer Höhepunkt auf der CD ist die dritte Sinfonie, die Tragische, von James Barnes (*1949), ein Standardwerk in der Literatur für sinfonisches Blasorchester. Das Werk beginnt mit einem Solo für Tuba, und gerade an diesem Solo mit der Ausführungsvorschrift „mp – doloroso“ zeigt sich, wie das Polizeiorchester buchstäblich bis in den tiefsten musikalischen Keller hochwertig besetzt ist. Es würde den Rahmen dieser Besprechung sprengen, auf alle künstlerischen Details dieser Interpretation einzugehen. Allein die Länge mancher Sätze erfordert eine sorgfältige Einstudierung, um die musikalischen Spannungsbögen zu halten. Auch das hinreißend humorvoll dargebotene Scherzo des zweiten Satzes offenbart in zahlreichen Solostellen das hohe Niveau der Instrumentalist:innen.
Das letzte Werk, der dritte Satz der Symphony of Freedom mit dem Untertitel Freedom Above All von Thomas Doss (*1966), schließt den Kreis mit geschickt eingeflochtenen Zitaten des Götterfunken-Themas und – zufällig oder nicht – des Locus iste von Anton Bruckner. Das Finale dieses Satzes entwickelt sich zum ungezügelten Klangrausch, den die Musiker aber dennoch im Sinne der Ästhetik zu kontrollieren vermögen.
An dieser Stelle sollte aber auch die außergewöhnliche tontechnische Arbeit des Bauer-Studios erwähnt werden. Im Falle der Versöhnung haben sich hochklassige Spezialist:innen die Hand gereicht. Das Ergebnis entspricht dem Untertitel: klangintensiv – dramatisch – einfühlsam!
Willi März