Berliner Philharmoniker
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft
Das Berliner Philharmonische Orchester nimmt seit 130 Jahren einen herausragenden Platz im internationalen Musikleben ein. Nicht ohne Grund wurde es vom britischen Fachmagazin Gramophone bei der jüngsten Wahl der besten Orchester der Welt auf Platz zwei positioniert.
Seinen vier berühmtesten Chefdirigenten ist die Box mit fünf CDs und einer DVD gewidmet. Wilhelm Furtwängler (1922–1954), Herbert von Karajan (1954–1989) und Claudio Abbado (1989–2002) prägten vor Simon Rattle (er ist seit 2002 Chef) das Orchester auf ihre je unterschiedliche Weise und trugen zur Entwicklung und Perfektionierung des Orchesters durch ihre Vorgänger Hans von Bülow und Arthur Nikisch zum deutschen Eliteorchester bei. Die vorliegende Edition versammelt legendäre Aufnahmen aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart. Es sind Tondokumente der stilistischen Vielseitigkeit und der bestechenden Spiel- und Klangkultur des Orchesters.
Die repräsentative Zusammenstellung beginnt mit einer ungemein spannungsvollen Aufnahme von Robert Schumanns Symphonie Nr. 4 d-Moll unter Leitung von Wilhelm Furtwängler aus seinem Todesjahr 1954, die noch heute als Wunder gilt. Kontrastiert wird sie von Joseph Haydns Symphonie Nr. 88 G-Dur. Ein seltenes Klangdokument von Furtwänglers Bekenntnis zu lebensfroher Leichtigkeit.
1984/85, zu Beginn des digitalen Zeitalters, nahm der Klangmagier und Generalmusikdirektor Europas, Herbert von Karajan, der das Orchester 34 Jahre länger als jeder andere leitete, mit den Philharmonikern seinen dritten, brillanten, wenngleich etwas stromlinienförmig glatt polierten Beethoven-Zyklus auf. Daraus wurden die Symphonien Nr. 5
c-Moll und Nr. 7 A-Dur für die zweite CD ausgewählt. Auf CD 3 präsentiert Karajan wirkungsvoll die Violinkonzerte von Felix Mendelssohn Bartholdy in e-Moll und von Max Bruch in g-Moll, mit der zum Zeitpunkt der Aufnahme erst 18-jährigen Ausnahmegeigerin Anne-Sophie Mutter. Auf den CDs Nummer 4 und 5 gibt es zwei Klassiker Claudio Abbados, der nicht zuletzt mit seiner Interpretation von Gustav Mahlers Symphonie Nr. 5 cis-Moll neue Maßstäbe setzte. Abbado verantwortete die Modernisierung und Verjüngung des Orchesters. Geradezu eine Kultaufnahme ist seine Einspielung von Sergej Prokofjews Klavierkonzert Nr. 3 C-Dur und von Maurice Ravels Klavierkonzert G-Dur mit der damals 26-jährigen Martha Argerich.
Als Zugabe enthält die Box eine Bonus-DVD eines Waldbühnen-Konzerts der Berliner Philharmoniker aus dem Jahr 2009 unter Simon Rattle, wo man traditionell jedes Jahr die Konzertsaison beendet. Es veranschaulicht mit Tschaikowskys Nussknacker-Suite op. 91, Rachmaninows 3. Klavierkonzert d-Moll (mit dem Pianisten Yefim Bronfman als Solisten), Strawinskys Sacre du Printemps und mit dem Rausschmeißer-Marsch Berliner Luft von Paul Lincke den Trendwillen zu Massen-Popularität. Auch die Berliner Philharmoniker sorgen sich trotz ihrer ruhmreichen Vergangenheit um ihr Publikum der Zukunft.
Dieter David Scholz