Duda, Jörg/Gisberth Näther/Kjell Roikjer

Uraufnahmen

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin GEN 12231
erschienen in: das Orchester 06/2013 , Seite 74

Das Beiheft steht natürlich nicht im Mittelpunkt dieser wunderbaren Aufnahme, doch man muss einfach fragen, warum so wenige CD-Produktionen in ihren Booklets auf die Stilform des Interviews zurückgreifen. Hier jedenfalls wird der Tubist Andreas Martin Hofmeir im Dialog mit einem (anonymen) Gesprächspartner gleich noch sympathischer – was angesichts der fulminanten Werkauswahl und herausragenden Interpretation gar nicht so einfach ist.
Hofmeir, Jahrgang 1978, in Bayern zu Hause, war im Jahr 2005 als erster Tubist überhaupt Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs und hat nun (warum so spät?) in einer Koproduktion des Deutschen Musikrats und Deutschlandradio Kultur eine CD mit gleich sechs Uraufführungen vorgelegt: keine zweifelhaften Bearbeitungen – das hat die Tuba gar nicht nötig –, sondern sprühende Originalkompositionen von Jörg Duda (*1968), Gisbert Näther (*1948) und dem Dänen Kjell Roikjer (1901-1999).
Hauptwerk der Aufnahme ist zweifellos das Tubakonzert von Jörg Duda, der nicht nur komponiert, sondern auch als Organist konzertiert und als Kirchenmusiker in der Nähe von Ingolstadt tätig ist. Die Nähe zur Praxis ist dem einfallsreich geschriebenen, hervorragend instrumentierten und gut hörbar zwischen Neoklassizismus und Neobarock verorteten Stück stets anzuhören. Dies ist ein Konzert, das gute Chancen hat, zum Repertoirewerk zu werden. Freilich werden sich andere Tubisten sehr anstrengen müssen, um an die Leistung von Andreas Martin Hofmeir, der Jörg Duda „als Kirchenmusiker aus dem Nachbarort“ kennen lernte, heranzukommen. Der hat ihm das Konzert über alle Register hinweg, voll von eingängigen Themen und vertrackten Schwierigkeiten, nämlich auf den Leib geschrieben. In den obersten Lagen klingt Hofmeirs Tuba samtig und leicht wie ein Waldhorn. Doch oft genug lässt er es bis in die tiefsten Register hinunter krachen.
Besonders reizvoll sind mehrere, auch kompositorisch durchaus anspruchsvolle Werke für Tuba und Harfe; es ist zum ersten Mal überhaupt, dass diese Duokombination auf CD hörbar wird. Hofmeir und der Soloharfenist der Bremer Philharmonie, Andreas Mildner, konzertieren seit Jahren mit großem Erfolg. Weitere an den Aufnahmen beteiligte Musiker und Ensembles sind: Michael Martin Kofler (Flöte), Hinrich Alpers (Klavier), Albert Osterhammer (Bassklarinette), die Junge Philharmonie Salzburg und die Neubrandenburger Philharmonie.
Zu Andreas Martin Hofmeirs außergewöhnlichem Künstlerprofil gehört übrigens auch, dass er seit 13 Jahren als Kabarettist auf der Bühne steht – und als Tubist der Kultband Labrassbanda noch in ganz anderen Musikrichtungen zu Hause ist. Ein überzeugenderes Plädoyer für die chronisch unterschätzte Tuba ist kaum denkbar.

Johannes Killyen