Husmann, Mathias
Uckermarker Rhapsodie
für Violine und Violoncello mit Streichorchester oder mit Klavier/Fassung für Violine, Violoncello und Klavier
Vor wenigen Monaten befasste ich mich an gleicher Stelle mit Fantasie und Capriccio Concertant für Violine solo von Mathias Husmann. Der gebürtige Hamburger, Jahrgang 1948, erhielt seine Ausbildung als Dirigent, Komponist und Pianist in seiner Heimatstadt. Mit 22 Jahren wurde er nach erfolgreichem Debüt von der Hamburger Staatsoper als Assistent von Horst Stein verpflichtet, seither hat er zahlreiche renommierte Orchester geleitet. Sein Lebenslauf weist mehrere Berufungen zum Generalmusikdirektor bzw. Chefdirigenten (Ulm, Magdeburg, Greifswald, Stralsund) aus, Gastdirigate führten ihn u.a. ans Dirigentenpult des NHK Orchesters Japan, des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, des Gürzenich-Orchesters Köln, des Beethoven Orchesters Bonn, der Ungarischen Symphoniker, der Düsseldorfer Symphoniker, der Rundfunkorchester des NDR, HR und des Bayerischen Rundfunks; in Berlin, Hamburg, Düsseldorf leitete er Opernproduktionen.
Trotz derartiger zeitlicher Beanspruchung als Interpret ist ihm seine kompositorische Tätigkeit ebenso wesentlich; sein uvre umfasst Symphonisches, Kammermusik und Lieder. Als musikalische Bezugspunkte gelten Husmann so ist auf seiner Homepage zu lesen die als Vorbild und Mentor bewunderte Kunst eines Günther Bialas, die ,Wahlverwandtschaft mit Maurice Ravel (technische Perfektion), Paul Hindemith (flexible Materialbehandlung) und Jean Sibelius (emotionales Unterbewusstsein)[
] Dem hinzuzufügen wäre das uneingeschränkte Bekenntnis zum Gefühlshaften, zur unverstellten Emotion und dies nicht nur in den textgebundenen Genres Oper und Lied. Seine musikalische Sprache beschreibt er als in einer eigenen Weise tonal.
Nun also die Uckermarker Rhapsodie. Geschrieben hat Husmann sie 2013 für das Preußische Kammerorchester zum 60-jährigen Bestehen des Ensembles und er hat sie, ganz Praktiker, auch gleich in zwei Fassungen vorgelegt: für Violine, Cello und Streichorchester sowie für Klaviertrio. Das einleitende Andante gibt den Solisten sprich Violine und Cello allen Raum zur Demonstration expressiver Kantilenensanglichkeit. Das folgende Vivace wechselt zwischen beschwingtem Walzer und rustikalem, mit ein paar schmissigen Synkopen gewürztem Alla Breve. Das alles ist wie immer bei Husmann handwerklich gekonnt gemacht, schwungvoll und musikantisch, eingänglich und angenehm anzuhören, dabei recht problemlos spielbar. Wie in Fantasie und Capriccio Concertant, so gibt es auch in dieser Rhapsodie nichts Aufreizendes oder Provokatives, keinerlei Klänge, von denen sich irgendein Zuhörer überfordert fühlen müsste. Von den beiden Fassungen scheint mir mit Verlaub die für Streichorchester die interessantere, weil farbigere. Für die Besetzung Violine, Cello und Streicher gibt es ja wahrlich nicht viel attraktive Literatur, und Husmanns Rhapsodie ist da eine ausgesprochen willkommene Bereicherung. Und die Frage nach dem zeitgenössischen Stellenwert einer derart konservativ konzipierten Musik? Die möge sich ohnehin bitte jeder nach eigenem Gutdünken beantworten.
Herwig Zack