Braun, Gerhard
Tuba-Tabu I (2003)
Das Wortspiel des Titels findet seine Entsprechungen in Teilen dieser Komposition für Tuba solo. Der Austausch der Vokale korreliert mit klangfarblichen Variablen, die vornehmlich mit unterschiedlichen technischen Mitteln erreicht werden. Dennoch verlangt Gerhard Braun in seiner Komposition von 2003 nichts Außergewöhnliches vom Tubisten, gleichwohl sind Spieltechniken wie Sprechen in das Mundstück, Summen, Flüstern, Brummen oder Luftgeräusche Voraussetzung, um das Werk zu bewältigen. Sie scheinen mir in Bezug auf die musikalische Aussage durchaus begründet zu sein.
Jeder Musiker, der sich mit dem Stück beschäftigt, ist zuerst gefordert, sich jenseits technischer Arbeit den formalen Aufbau zu erarbeiten. Vordergründig lassen sich mehrere Teile erkennen, die strukturell miteinander zusammenhängen. Die Spielanweisung wie ein Zwiefacher erweist sich als wertvoller Hinweis, mit welcher musikalischen Idee man sich dem Werk nähern kann, ohne dass dabei auch nur im Entferntesten an Volksmusik zu denken wäre. In zweifellos sehr moderner Tonsprache geschrieben, kann es, mit dem Willen zu fantasievollem Ausdruck gespielt, durchaus begeistern und vermutlich einen Stammplatz im Repertoire für Tuba solo erringen.
Peter Hoefs