Hummel, Johann Nepomuk

Trompetenkonzert E-Dur

Klavierauszug mit Stimmen für Trompete in E, Es, C und B/Partitur, hg. von Michael Kube

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Henle/Breitkopf & Härtel, München/ Wiesbaden 2010
erschienen in: das Orchester 11/2010 , Seite 69

Johann Nepomuk Hummels Trompetenkonzert ist eines jener Werke, an dem nun wirklich kein angehender Trompeter vorbei kommt. Jeder hat es geübt, die meisten auch gespielt, und manche dann auch öffentlich aufgeführt. In Es. Natürlich. Hummelkonzert in Es-Dur für Trompete in B. So war es doch immer schon.
Nun, knapp daneben ist auch vorbei, wird nun der geneigte Musikwissenschaftler einwenden. Das Konzert wurde im Original für Trompete in E geschrieben, inspiriert durch die Kunst des kaiserlichen Hoftrompeters Anton Weidinger, von dem es dann auch am 1. Januar 1804 uraufgeführt wurde. Die für heutige Verhältnisse etwas ungewohnte Tonart ist der technischen Entwicklung der Trompeten jener Zeit geschuldet. Ventile waren noch nicht entwickelt worden, sodass chromatische Passagen mit Hilfe von Klappen erzeugt werden mussten, was dann auch nur unter Inkaufnahme von Klangeinbußen funktionierte.
So war es für Trompeter vom Stande Weidingers üblich, Trompeten verschiedener Stimmung zu besitzen, was den damaligen Komponisten gewisse Freiheiten in der Wahl der Tonart gab, ohne sich Sorgen machen zu müssen, ihr Werk auch aufgeführt zu bekommen. Durch die Entwicklung hin zur Trompete in B als Standardinstrument wurde diese Freiheit deutlich beschnitten und endete vorerst bei der heute üblicherweise verwendeten Transposition hin nach Es-Dur.
Die vorliegende Urtextausgabe verbindet nun Original mit heutiger Aufführungspraxis, indem sie Versionen in E und Es beinhaltet. Die beiliegenden Klavierauszüge für Trompete in B (Version in Es-Dur), Trompete in C (Version in E-Dur) und Trompete in E/Es (spielbar in beiden Versionen) lassen keine Wünsche offen.
Bei näherem Hinsehen zeichnen sich dann allerdings einige Änderungen hinsichtlich der Notation ab, die in älteren Ausgaben so nicht zu finden sind. So ist die Transposition des Themas Mitte des ersten Satzes in
einer neuen Tonart, eine große Terz tiefer notiert und nicht, wie in älteren Ausgaben üblich, mit ausnotierten Vorzeichen. Für all diejenigen, die die alte Notation gewohnt sind, stellt dies eine deutliche Umstellung dar. Aus musiktheoretischer Sicht ist diese Schreibweise allerdings sicherlich richtig und daher auch zu begrüßen. Dies wird insbesondere im zweiten Satz deutlich, der (in der Es-Dur-Version) für die B-Trompete in Des beginnt, um dann auf halber Strecke nach B zu wechseln. Wie schon gesagt: zuerst ungewohnt, dann aber doch sehr logisch. Durch diese Art der Notation wird der Solist gezwungen, sich nicht nur mit melodischen, sondern auch mit kompositorischen Aspekten auseinanderzusetzen, was letztendlich zu tieferem Verständnis und damit auch besserer Ausführung führen kann. Dagegen kann keiner etwas haben. So ist das vorliegende Werk eine wirklich schöne und bereichernde Ausgabe, die einem alten Schlachtross etwas Wind in die Nüstern bläst.
Mathias Engl

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