Haydn, Joseph / Isidro de Laporta
Trios für Violine, Violoncello und Gitarre
Manche CDs weisen mit ihren Titeln auf etwas hin, was auf ihnen gar nicht (oder nur bedingt) vorhanden ist. So geschehen auch bei der Veröffentlichung von Trios für Violine, Violoncello und Gitarre von Haydn und de Laporta, eingespielt vom Delos Trio Köln. Das Cover wirbt zuerst in großen Lettern mit dem Namen des allgemein bekannten Haydn und gibt danach erst den Namen des unbekannten spanischen Komponisten Isidro de Laporta an. Tatsächlich handelt es sich aber um eine CD, auf der de Laportas Opus 1 versammelt ist und lediglich ergänzt wird durch eine eigenhändige Bearbeitung Haydns seiner Cassationa Hob. III: 6 für diese Besetzung.
Vielleicht würde dies nicht so ins Gewicht fallen, wenn denn de Laportas sechs Trios einen starken kompositorischen Eindruck hinterlassen könnten. Aber das ist leider nicht der Fall. Die zweisätzigen Werke sind kleine, gefällige, leicht eingängige Musikstücke, die jedoch sehr einfältig und ohne besondere Raffinesse daherkommen. Zudem werden diese Kompositionen vom Delos Trio Köln zwar nicht lustlos, aber doch sehr geradlinig und ein wenig einfallslos vorgetragen. Aber einen Vorwurf kann man daraus den Interpreten nicht machen: Was sollen sie aus einer Musik herausholen, die an sich sehr substanzlos ist? Eines macht die Aufnahme des Delos Trios Köln somit deutlich: die kompositorischen Schwächen.
Und so lauscht man der CD weder genervt noch abgelenkt oder in den Bann gezogen, fragt sich immer wieder, warum sich Musiker aufmachen, diese Repertoirelücke zu schließen und die Werke auch noch aufzunehmen, und vermisst die kompositorischen Qualitäten, wie man sie beispielsweise bei den Entdeckungen barocker spanischer Musik (und Interpretationen) des Ensembles Al Ayre Español machte. De Laportas Trios sind im Gegensatz dazu Musikstücke fürs Nebenher und dafür zugegebenermaßen wirklich gut geeignet. Zur Eintönigkeit der Kompositionen tritt noch die Einförmigkeit hinzu: Die zwei Sätze aller Trios sind in Satzcharakter und Tempo nahezu gleich und schwanken lediglich zwischen Allegro und Allegretto.
Um so überraschter ist man, wenn man schließlich zur Zugabe der CD gelangt, die eigentlich nach der Ankündigung des Covers die Hauptsache ausmachen soll: Haydns Cassationa setzt mit einem Presto ein, und plötzlich, obwohl dieses Werk Haydns auch nur der Unterhaltung dienen sollte, horcht man auf und schenkt der CD doch noch Gehör. Aber das ist dann doch ein bisschen zu wenig, um die fast eine Stunde Musik zuvor zu überdecken.
Klemens Fiebach