Georg Philipp Telemann

Trio Sonatas & Quartets

Campagnia Transalpina, Ltg. Andreas Böhlen

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Aeolus
erschienen in: das Orchester 03/2024 , Seite 70

Georg Philipp Telemann war ein Pionier der Triosonate, die er wie kein anderer prägte. Seine über 100 Sonaten beeinflussten die Musik des 18. Jahrhunderts ganz entscheidend. Er war ein Vielschreiber, der unter anderem auch 1900 Kirchenkantaten komponierte.
Die Compagnia Transalpina unter der einfühlsamen Leitung von Andreas Böhlen interpretiert hier sämtliche Sonaten für Blockflöte, Oboe und Basso continuo. Das kompositorische Gestaltungsmittel der Imitation steht bei allen Sätzen im Zentrum. Deutsche, polnische, französische, englische und italienische Einflüsse stechen bei dieser transparenten Wiedergabe deutlich hervor. Frische, Eleganz und Humor blitzen immer wieder leuchtkräftig auf. Mit erstaunlicher Einfühlsamkeit beschreibt Telemann dabei die verschiedenen Zeitstile. Die konservative, polyfone Satzweise mischt sich hier deutlich mit dem homofonen Stil der galanten Zeit der Mannheimer Schule. Fünf der für Blockflöte und Oboe komponierten Triosonaten folgen dem Modell der Sonata da chiesa. Und die langsamen dritten Sätze weichen im allgemeinen in Dur- oder Moll-Tonarten aus. Fließend und erfrischend werden die Finalsätze musiziert. Die Sonata in G-Dur folgt in ihrer dreisätzigen Anlage dem Stil des italienischen Solo-Konzerts, wobei das e-Moll-Grave einen Ruhepunkt bietet. Auch das imitatorisch gestaltete Kopfmotiv besitzt Prägnanz. Man spürt hier, wie sehr der Autodidakt Telemann in allen Stilrichtungen zu Hause war.
Als anspruchslos und stereotyp hat man seine Musik oft bezeichnet. Die Compagnia Transalpina beweist bei dieser Interpretation das Gegenteil. Die kontrapunktische Themenfindung und der erfrischende Stretta-Charakter zeigen bei den Sonaten in e-Moll, c-Moll oder F-Dur deutliche Strukturen. Beim Concerto in a-Moll überwiegt die durchsichtige Gestaltung der harmonischen Facetten. Das für Telemann so typische gesangliche Melodieideal offenbart hier vor allem bei der Sonate für Flöte, Oboe, Violine und Cembalo in G-Dur Wirkung.
Mit seinen Quartetten erwarb sich Telemann besondere Wertschätzung bei Zeitgenossen wie Johann Joachim Quantz. Dieser rühmte Telemanns unveröffentlichte Quartette als „vorzüglich schöne Muster“. Möglicherweise stammt die Darmstädter Partiturabschrift des G-Dur-Quartetts TWV43:G6 von Quantz’ eigener Hand.
Andreas Böhlen (Blockflöte), Andreas Helm (Barockoboe), Susanne Scholz (Barockvioline), Daniel Rosin (Barockcello), Tomasz Wesolowski (Barockfagott) und Michael Hell (Cembalo) gelingt es, insbesondere den fließenden und „lieblichen“ Charakter der Finalsätze transparent herauszuarbeiten. Dabei spielen sich die Musiker die einzelnen Themen in abwechslungsreicher Weise zu. Bei manchen Passagen könnte die Klangqualität noch ausgewogener sein.
Alexander Walther