Hlouschek, Theodor

Trio ombroso

für Viola, Violoncello und Kontrabass, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Tonger, Köln 2003
erschienen in: das Orchester 03/2005 , Seite 78

Es sind die „schattigen“, dunklen Klänge, die mit dieser kammermusikalischen Besetzung verbunden sind: Viola, Violoncello und Kontrabass verbinden sich zum Trio ombroso. Theodor Hlouschek hat für diese seltene Besetzung eine Komposition geschrieben. Die Kombination verspricht aufregende, „verdämmerte“ Farben. Doch der Komponist, Jahrgang 1923, überrascht, weil er nicht die Klischees der dunklen Instrumentalmixtur bedient.
Sein Trio, handwerklich sicher und souverän gearbeitet, beginnt mit einem Andante, in dem im Rubato-Stil auf das Thema vorbereitet wird. Hlouschek, der aus Brünn stammt und seit 1951 über Jahrzehnte an der Weimarer Franz-Liszt-Musikhochschule unterrichtete, wählt schließlich als Kern eine gemäßigt temperamentvolle Melodie („Larghetto“) aus dem mährisch-slowakischen Umfeld als gedanklichen „Leitfaden“. Er stellt dieses liedhafte Raster zunächst genießerisch vor, um es anschließend 13 Mal zu variieren. Dabei belegt der Tonschöpfer die Kunst der Farben und der Rhythmen, er kontrapunktiert und kontrastiert das Thema, zu dem er schließlich im Finale zurückkehrt.
Theodor Hlouschek benutzt typische Klangmittel seiner Heimat: Darunter sind zu verstehen das anheimelnde „Zigeuner-Moll“, die frechen und tänzerischen Synkopensprünge und eine gelegentlich zum Mitsingen (-summen!) animierende Terzenbildung. Das ist nicht sensationell, aber diese Musik besitzt den Charme einer gehobenen Gebrauchsmusik. Das Stück lädt die Streichergruppe Viola/Cello/Bass geradezu ein. Auf die Interpreten kommen keine unlösbaren Aufgaben zu, sondern Hlouscheks Partitur wird nach wenigen Takten angenommen und bietet sich als dunkelprächtige Farbe für Musik unserer Zeit an.
Mit einer Fuge, mit der das Trio ombroso endet, dokumentiert Hlouschek, dass er auch dieses Abc der Musiksprache beherrscht. Er führt sie nicht im strengen Bach-Sinne aus, sondern geht mit Elan und musikantischer Motorik auf die Zielgerade. Das Werk ist für diese Raritätenkombination zu empfehlen. Es ist als aktuelle Komposition dankbar und substanziell ergiebig. Und nebenbei weist Hlouschek auf die Variationsraffinesse selbst bei mittelschwerer Praxis hin.
Jörg Loskill