Purcell/Haydn/Beethoven/Mozart/Poulenc/Nelhýbel/Cibulka

Trio Colore Wien

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Extraplatte EX 751-2
erschienen in: das Orchester 09/2011 , Seite 80

Der Name des Ensembles bringt einen hohen Anspruch zum Ausdruck: Trio Colore nennt sich diese ungewöhnliche Formation in der Besetzung mit Trompete, Posaune und Wiener F-Horn. Colore – das soll für Vielfarbigkeit stehen, die man von einem Blechbläsertrio nicht unbedingt erwartet. Johannes Hofmann, Andreas Poindl und Peter Hofmann haben zur Widerlegung dieses Vorurteils Bearbeitungen von Haydn, Mozart, Beethoven und Purcell aufgenommen, daneben Originalwerke von Poulenc, Vaclav Nelhýbel und Franz Cibulka.
Besetzung, Titel und Repertoire machen also neugierig – doch die Einspielung ist trotz allen Mutes zum Unkonventionellen letztlich enttäuschend. Das fängt beim Zusammenklang der Instrumente an: Gewiss sind die drei Österreicher hervorragend aufeinander eingespielt, doch wird man nur selten den Eindruck los, dass ihnen einfach ein Instrument fehlt. Nicht von ungefähr treten Blechbläser üblicherweise als Quintett oder doch mindestens als Quartett auf. Denn erst im Akkord, im Vier- oder Fünfklang, entsteht jener geschlossene Blechbläserklang, bei dem einzelne Instrumente hinter das Ensemble zurücktreten. In einer Dreier-Besetzung jedoch fehlt, so einfach es klingt, immer mindestens ein Ton. Woran es auch mangelt, ist die Erdung durch ein Bassinstrument – denn als solches wird die Posaune nur selten eingesetzt. Das Trio Colore sucht eher das Zusammenspiel in der Mittellage.
Ein weiterer Punkt, wenngleich das mehr eine Geschmacksfrage ist: Das Wiener F-Horn von Peter Hofmann kann im Verbund mit den zwei anderen Blechbläsern nur selten seinen warmen, vollen Klang entfalten – Hofmann muss den Sound metallisch forcieren, um die gleiche Lautstärke wie Trompete und Posaune zu erreichen. Immerhin entwickelt Johannes Hofmann einen bisweilen strahlenden Trompetenklang
Bei einer Besetzung, die nicht von vorneherein klanglich auf der Gewinnerseite steht, müssten also die Arrangements bzw. die Werke umso mehr überzeugen und überraschen. Das ist leider zu selten der Fall: Während Mozarts Es-Dur-Divertimento KV 439b noch reizvolle Beweglichkeit zu bieten hat, geraten die Bearbeitungen dreier Purcell-Sätze und dreier Auskopplungen aus Haydns „Wiener Trios“ sehr bieder. Francis Poulencs originale Sonate hat zwar deutlich mehr Pfiff, das Trio for Brass von Václav Nelhýbel (1919-1996) hingegen wartet mit modernistischer Vielfalt auf, die trocken und etwas beliebig daher kommt. Ein virtuoses Bravourstück hätte dieser CD sicher auch gut getan. Fazit: Sicher kann das Trio Colore seine Reize im Konzert mehr zur Geltung bringen.
Johannes Killyen