Tour de France

Works by Claude Debussy, George Bizet, Camille Saint-Saëns, Maurice Ravel, Francois Couperin and Louis Ganne

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin GEN 87108
erschienen in: das Orchester 05/2008 , Seite 64

Auf seiner neuen, originellen CD lädt das Leipziger Flötenensemble Quintessenz, ausgerüstet mit Piccolo, großer Flöte, Alt- und Bassflöte, zu einer Tour de France ein. Die aufgenommenen Werke stammen bis auf ein kleines Stück von Couperin alle aus dem Frankreich um 1900. Auf diese Weise ist die CD thematisch wunderschön geschlossen. Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune als Eröffnungsstück lässt den Zuhörer sogleich in die Farbenwelt der Flötenklänge eintauchen. Wie der helle Bambusflötenklang an einigen Stellen, die im Orchester von der Oboe gespielt werden, zu Stande kommt, wird im Booklet nicht verraten – durch die mitschwingende Membran einer Matusiflöte?
Das Quintett hat sich bei einigen Werken eine virtuose Kastagnettensolistin hinzugeholt (wie schon Andreas Staier in seiner herausragenden CD Variaciones del Fandango español), um zusätzliches Kolorit und rhythmische Energie zu gewinnen und für Abwechslung zu sorgen. Am ehesten erwartet man die Kastagnetten wohl bei Ravels Habanera. Durch eine geschickte Spieltechnik der beiden Kastagnettenschalen, einer tieferen und einer höheren, können verschiedene Klangfarben erzeugt werden. Deshalb entsteht beispielsweise bei „Trompette et tambour“ aus Bizets Jeux d’enfants der faszinierende Eindruck, die Kastagnetten mit ihrem verschieden hellen Klappern könnten die Melodie nachspielen. Insgesamt mischen sich die paarweise gespielten harten Klappern aber nicht mit dem weichen, homogenen Quintettklang. Nicht immer ist der große Kontrast eine Bereicherung. Der Klapperklang ist so sehr für den Flamenco charakteristisch, dass es schwer fällt, ihn unbedarft in anderer Musik zu hören. Sehr gut gefällt mir jedoch die rhythmische Unterstützung z.B. beim Anfang von Alborada, in dem übrigens im weiteren Verlauf die tiefen Flöten ebenfalls perkussive Geräusche mit Pizzicatozunge erzeugen.
Die bearbeiteten Stücke wurden sehr klug aus dem für die Flöte geeigneten Repertoire ausgewählt. Zumeist stammen sie aus der den Mitgliedern, sämtlich Flötisten der Orchester Leipzig und Halle, sicherlich aus eigener Erfahrung sehr gut bekannten Orchesterliteratur. Die zum großen Teil eigenen Arrangements überzeugen, z.B. wenn die verschiedenen Flöten das Wasser im „Aquarium“ aus dem Karneval der Tiere ganz besonders schön flirren lassen. Auch auf ihrer vierten CD zeigen sich die ausgezeichneten Flötisten des Quintetts hervorragend aufeinander eingespielt. Alle Achtung vor der beeindruckenden Gesamtleistung!
Barbara Rosnitschek