Kraft, Anton

Three Pieces for two Violoncellos

Andante con tre variazioni/Rondo/Rondo del opera il Re Theodoro

Rubrik: Noten
Verlag/Label: International Music Company, New York 2003
erschienen in: das Orchester 12/2004 , Seite 87

Die drei (Einzel-)Stücke von Anton Kraft (Vater) erscheinen zum ersten Mal im Druck und sind es unbedingt wert, ins konzertante und pädagogische Repertoire eingegliedert zu werden. Insofern ist dieser Notenband eine sehr inte-ressante, wichtige und fast sehr gute Neuerscheinung. Die Duos sind als Partitur gedruckt und liegen doppelt bei. Bedauerlich sind nur der relativ kleine Notenstich und der enge Linienabstand.
Das in der Ausgabe faksimilierte Titelblatt des zweiten Stücks gibt Auskunft über die Faktur der Duos: „Rondo für ein Violoncello oblig. mit Violoncello accompag. Componirt und Gewidmet dem Herrn Major Cathcard.“ Das erste Cello übernimmt durchweg melodische Aufgaben und spielt in den Halslagen sowie leichter Daumenlage. Die Begleitung durch das zweite Cello übersteigt nicht den unteren Lagenbereich (sofern das Thema im ersten Stück, dritte Variation im oktavierten Violinschlüssel gespielt wird).
Die Bequemlichkeit der Daumenlage und die relative Kürze der Duos (keines ist länger als zwei Seiten) legen für mich nahe, dass einst ein pädagogischer Zweck mit der Komposition verbunden gewesen sein könnte. Vielleicht dachte Kraft auch an seine damals prekäre wirtschaftliche Lage, denn der Widmungsträger war ein reicher Diplomat und Amateurcellist. Dass Melodien von Paisiello-Opern, die damals in Mode waren, verarbeitet sind, hat der Akzeptanz und Verbreitung der Duos nicht geschadet.
Um auf das „fast“ zurückzukommen: Das Vorwort des Herausgebers informiert leider weder über die Quellenlage noch über den Standort des faksimilierten Autografs. Das ist bedauerlich, weil die Handschrift in der Kraft-Bibliografie der neuen MGG nicht erwähnt wird und deshalb ein offensichtlicher und andere mögliche Druckfehler nicht beurteilt werden können. Ebenso fehlt ein Kritischer Bericht, der Aufschluss darüber gäbe, welche wenigen Veränderungen (Vorwort) angebracht wurden, welche der gedruckten Fingersätze entweder von Kraft selbst oder von einem verlässlichen zeitgenössischen Schreiber stammen (es ist nur von manchen die Rede) und was eine Datierung des Autografs auf ca. 1815 begründet. Trotz dieser Einschränkungen ist diese Ausgabe aber ein Gewinn für jeden interessierten Duo-Cellisten.
Holger Best