Pelker, Bärbel (Hg.)
Theater um Mozart
im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Mozart überstand alles auch das zurückliegende Jubiläumsjahr mit seiner unglaublichen Flut an Mozart-Büchern. Eine lesenswerte Ergänzung dazu ist Theater um Mozart, als Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung in Heidelberg und Schwetzingen konzipiert. Hier nähert sich ein Autorenteam um die Herausgeberin Bärbel Pelker dem Phänomen Mozart aus verschiedenen Blickwinkeln, wobei man allerdings kaum wirklich Neues über Werk oder Leben des Komponisten erfährt.
Denn es wird mit zunehmender historischer Entfernung keineswegs leichter, dem Rätsel Mozart auf die Spur zu kommen. Dabei sei, so schreibt Silke Leopold in ihrem Aufsatz Liebeserklärung an die Musik Mozarts, die Fülle von Materialien, die Archivarisches und Anekdotisches häufig verquicke, nicht schuldlos an den verschiedenen Mozart-Bildern, mit denen die Nachwelt konfrontiert werde.
Auch in Theater um Mozart steht einmal mehr die Mozart-Ikonografie (Kleiner blasser Mann mit dickem Kopf, äußerst unansehlich, so Gunter Krenn) im Zentrum des Interesses. Ob Mozarts Leben als Schnulze, gerichtet an ein Publikum, das gewohnt war, einfache Botschaften zu codieren, ob in amerikanisch adaptierten Mozart-Stories oder in Milos Formans Amadeus-Film des Jahres 1984, es bestand zu keiner Zeit die Gefahr, dass Mozart der filmischen Vergessenheit anheimfiel.
Zumal der Komponist, als einer der wichtigsten Identitätsköpfe Österreichs, sehr bald zur Marke wurde. Angela Bräunig reflektiert die Kultsteuerung in Bezug auf Mozart, hinterfragt Mythologisierung und kultische Verehrung und weist darauf hin, dass bereits zu Anfang des 19. Jahrhunderts gebündelte Locken des Komponisten als Les chevaux du célèbre compositeur W.A. Mozart in alle Welt hinausgetragen wurden.
Als konservativen Revolutionär beschreibt Volkmar Braunbehrens den Komponisten, der jedoch gern cavalièrement mit Kutsche, Diener und in sorgfältigster Garderobe reiste. Und Bärbel Peuker geht akribisch auf Mozarts Aufenthalte in der Kurpfalz ein nur einige der vielen Stationen von Mozarts Reisen, aber genauer betrachtet markieren sie ganz wichtige Abschnitte seines Lebens.
Das Schwetzinger Schlosstheater als Idealtypus eines Sprech- und Musiktheaters des 18. Jahrhunderts, so Monika Scholl, dürfte dabei eine bedeutende Rolle gespielt haben. Jedenfalls widmet man hier diesem Theater 21 schön bebilderte Seiten, bevor u.a. Autor Jan Assmann einmal mehr über Kunst und Ritual in der Zauberflöte reflektiert und sich in Mutmaßungen ergeht, nach denen die drei Damen eigentlich die Frauen der Priester seien.
Florian Ebeling dagegen befasst sich ausführlich mit dem Todesmotiv in der Zauberflöte, deren Rätselhaftigkeit durch Bühnenbilder, Figurinen und viele Illustrationen im Laufe der Jahrhunderte, wie Annette Frese darlegt, noch unterstrichen wurde. Zuweilen durch pittoreske Architekturfantasien, aber auch durch epochemachende Bühnenentwürfe wie diejenigen Karl Friedrich Schinkels.
Dagmar Zurek