The Spanish Heritage

Joaquin Rodrigo: Fantasia para un gentilhombre / Isaac Albéniz: Cantos de Espana / Joaquin Turina: Sonata para guitarra

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Profil / Edition Günter Hänssler 07073
erschienen in: das Orchester 10/2007 , Seite 86

Joaquin Rodrigos zweites Gitarrenkonzert, die Fantasia para un gentilhombre, als Hommage an den Jahrhundertgitarristen Andrés Segovia nach Themen von Gaspar Sanz für Gitarre und Orchester komponiert, zählt inzwischen zum schon etwas abgespielten Standardrepertoire, birgt also kaum Überraschungen. Wir hören den international erfolgreichen Stuttgarter Gitarristen Friedemann Wuttke, der auf dieser CD abschließend noch mit seiner Interpretation der Sonata para guitarra op. 61 von Joaquin Turina zu hören ist.
Er wird vom Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim in einer eher zurückhaltenden Interpretation begleitet, wobei aber die responsoriale Anlage des Konzerts perfekt durchgearbeitet und filigran erklingt. Die Tempi im zweiten und vierten Satz könnten durchaus etwas zügiger sein, etwas spanischer angegangen werden, was vielleicht auch auf eine vorsichtige Auslegung durch den Dirigenten Sebastian Tewinkel zurückgehen mag.
Während Rodrigos Hit kein neues Hörerlebnis vermittelt, ändert sich der Eindruck spontan zu Beginn von Tilmann Kösters genialer Bearbeitung der Cantos de Espana von Isaac Albéniz. Dieser Komponist wurde vor allem über seine Klavierwerke bekannt, die sich vorzüglich durch ihr spanisches Lokalkolorit auszeichnen. Zu seinen Spätwerken zählen die Cantos de Espana in fünf Sätzen, wovon das Prélude – identisch mit „Asturias“ und als Gitarrentranskription viel gespielt – sowie der Schlusssatz Seguidillas aus der früher entstandenen Suite espanola Nr. 1 stammen. Die hier in Ersteinspielung unter Leitung des Bearbeiters vorgestellte Orchesterfassung wird mit unvergleichlicher Perfektion umgesetzt, was diesen Zyklus tiefgründiger als so manche pianistische Wiedergabe erklingen lässt. Jedes Crescendo und Diminuendo, jedes Pizzicato, jede Phrase und die ganz diffizil ausgefeilte Agogik zeugen von der überragenden Kompetenz der Pforzheimer wie ihrer Dirigenten. Ein großartige Referenzaufnahme!
Jürgen Libbert