The Seasons
20th-Century Music for Wind Quintet, 4 CDs
Diese vier CDs sind einzeln zwischen 1992 und 2003 erschienen (Frühling: BIS-536, 1992, Sommer: BIS-952, 1998, Herbst: BIS-752, 1996, Winter: BIS-1332, 2003) und haben international großen Beifall gefunden. Es ist höchst verdienstvoll, dass das Label Bis diese Produktionen zeitgenössischer Bläserkammermusik neu und preiswert anbietet, weil vieles davon entweder gar nicht oder nicht so beeindruckend interpretiert auf dem Markt ist.
Neben Bekanntem wie Hindemiths Kleiner Kammermusik op. 24:2 und seinem Septett für Blasinstrumente und neben vertrauten Bläserwerken von Jacques Ibert, Jean Françaix, Darius Milhaud und Eugene Bozza, neben Seltenerem wie Henri Tomasis Printemps für Saxofon und Bläserquintett oder den Bläserquintetten von Carl Nielsen und Charles Koechlin finden sich so exquisite Musikperlen wie das Quintettino op. 13 von Arvo Pärt, die Music For A Dead Friend von Peteris Vasks, die Winter Songs für Tenor und Bläserquintett von Brett Dean, die Architectonics I für Bläserquintett von Erkki-Sven Tüür, aber auch Elliott Carters selten zu hörendes Bläserquintett, Gunther Schullers Suite, Samuel Barbers Summer Music op. 31, Júlio Medaglias Suiten Belle Epoque en Sud-America und Popular Brasileira, Liduino Ptiombeiras Ajubete Jepê Amô Mbaê und auch selten zu hören Hans Werner Henzes Quintett von 1952 und dazu sein LAutunno in fünf Sätzen für jeweils fünf ganz unterschiedliche Bläser (1977).
Der Umstand, dass einzelne Werktitel auf Jahreszeiten hinweisen, gab der Kassette ihren Titel. Wer Lust dazu hat, kann sich anhand der insgesamt 23 unterschiedlichen Werke viereinhalb Stunden lang über die faszinierende Vielfalt dessen informieren, was die Komponisten des 20. Jahrhunderts der originellen Bläserquintett-Formation in einigen Fällen ergänzt durch Singstimme oder Soloinstrumente auszudrücken anvertraut haben. Offenbar reizt die attraktive Klangaura der vier um ein Horn ergänzten Holzblasinstrumente die Komponisten immer wieder von Neuem zu Kompositionen, und das seit dem von Antonio Rosetti 1780 komponierten frühesten bekannten Werk dieser Gattung, also seit inzwischen rund 230 Jahren. Welche erstaunliche Fülle an Einfällen, Stimmungen, Klangmöglichkeiten, auch in Reibungen oft extremster Art sich dabei erleben lassen, ist ein schlicht faszinierender Lernprozess. Man kann den famosen Bläsern der Berliner Philharmoniker nur immer wieder allerhöchstes Lob zollen für die umfangreiche und in dieser Reichhaltigkeit einmalige Erfassung des in mannigfachen Stilarten und Kompositionsweisen unserer Zeit für Bläserquintett Komponierten und noch mehr für die hinreißenden, technisch brillanten, intensiv erfühlten und virtuos exekutierten Interpretationen dieser begeisternden Werkvielfalt! Man muss es wiederholen: Es ist höchst verdienstvoll, dass Bis diese Produktionen zeitgenössischer Bläserkammermusik neu und preiswert anbietet!
Diether Steppuhn