The Richard Strauss Collection

Limitierte Sonderedition zum 150. Geburtstag von Richard Strauss: "Rosenkavalier", "Ariadne auf Naxos", "Capriccio", "Die Frau ohne Schatten", "Elektra", "Salome", "Die Liebe der Danae"

Rubrik: DVDs
Verlag/Label: Arthaus Musik 107539
erschienen in: das Orchester 10/2014 , Seite 79

In einer imposanten Kassette, die an Operngesamtaufnahmen in Zeiten der Langspielplatte erinnert, präsentiert Arthaus diese Sonderedition. Doch täuschen Verpackung, Design und eine reiche Ausstattung nicht über die ernüchternde, etwas zusammengeklaubt wirkende Auswahl an DVDs hinweg, die schon lange als Einzelausgaben erhältlich sind. Wie die meisten Labels, die nach ähnlichem Prinzip in ihren Jubiläumsausgaben Altes neu auflegen, wurde wieder einmal die Chance vertan, erstklassige noch unveröffentlichte Videodokumente herauszubringen. Zwar ist der Erwerb von Lizenzen historischer Fernsehmitschnitte mit großen Mühen und hohen Kosten verbunden. Für ein Prestigeobjekt hätte man die allerdings nicht scheuen sollen.
Noch so manche Schätze schlummern in Archiven, denkt man nur an die legendäre Arabella mit Lisa della Casa und Dietrich Fischer-Dieskau, aufgezeichnet 1960 in der Bayerischen Staatsoper. Und wenn schon nicht diese Arabella zu haben sein sollte, dann zumindest die von den jüngsten Salzburger Osterfestspielen unter Christian Thielemann, dem wohl bedeutendsten Strauss-Dirigenten unserer Zeit. Seltsamerweise ist er in dieser Edition nicht mit einer einzigen Aufnahme vertreten.
Die Edition enthält ohnehin nur einige Referenzaufnahmen wie den von Otto Schenk inszenierten Münchner Rosenkavalier unter Carlos Kleiber oder die live aufgezeichnete Salzburger Ariadne auf Naxos unter Karl Böhm, daneben aber auch einige Produktionen mit weniger starken Besetzungen. So fasziniert beispielsweise Nadja Michael als Salome darstellerisch, aber stimmlich mit einigen Schärfen und unschönem Flackern in der Höhe weniger.
Aufführungsgeschichtlich bedeutsamere Aufnahmen als die hier gewählte Wiener Produktion gibt es auch von der Elektra. Zwar empfiehlt sich Éva Marton in der Titelrolle unter der fulminanten Leitung von Claudio Abbado mit einem ihrer stärksten Auftritte, aber an so grandiose Vorgängerinnen wie Birgit Nilsson oder Leonie Rysanek reicht sie nicht heran. Zumindest findet sich mit Die Liebe der Danae, solide von Kirsten Harms inszeniert und respektabel mit Manuela Uhl in der Titelrolle besetzt, ein weniger bekanntes Kleinod in der Selektion.
Auch das Begleitheft enthält überwiegend Nachdrucke von Texten aus den Booklets der DVD-Einzelausgaben, daneben aber immerhin auch sehenswerte Fotos aus dem Strauss’schen Familienalbum und Porträts von berühmten Interpretinnen der Uraufführungen. Besonders persönliche, liebenswerte Widmungen an den Jubilar haben Gabriele Strauss, Ehefrau des Strauss-Enkels Richard und Tochter des berühmten Bassbaritons Hans Hotter, und die Sängerin und Regisseurin Brigitte Fassbaender verfasst.
Die kostbarsten Beigaben sind freilich drei Faksimile-Dokumente zur Salome. Schwer entzifferbar ist die kleine, kritzelige und doch zugleich so gestochen scharfe Schrift des Meisters. Erstaunlich, wie minutiös Strauss die Choreografie des Schleiertanzes in der Partitur festlegte. Schade, dass sich diese Blätter nicht einzeln erwerben lassen…
Kirsten Liese