The Associated Board Clarinet

In Großbritannien gibt es für die Ausbildung von Musikern verschiedener Altersstufen ein eigenes, standardisiertes Prüfungsverfahren, das vom Associated Board of the Royal Schools of Music (ABRSM) aufgebaut und betreut wird. Inzwischen werden in 92 Ländern Prüfungen nach den Maßgaben des ABRSM durchgeführt. Seit 1889 (!) beschäftigt sich das Institut mit der musikalischen Ausbildung und arbeitet dabei eng mit den vier Royal Schools of Music in Großbritannien zusammen.

Bei den Prüfungen steht nicht der Leistungsgedanke im Vordergrund, sie sollen den Schülern aber klar definierte Ziele liefern, ein Erfolgserlebnis vermitteln und die Motivation wecken. Diese erhalten jeweils nach bestandener Prüfung ein Zertifikat, in dem ihre Fähigkeiten beschrieben werden. Eine Benotung findet nicht statt. Für nahezu alle gängigen Instrumente gibt es Studienpläne, die acht Grades umfassen. Darüber hinaus ist ABRSM auch für Diplome zur beruflichen Qualifikation zuständig.

Zur Prüfung eines Melodieinstruments gehört der Vortrag von zwei Literaturstücken aus der Repertoire-Liste (Liste A umfasst die Musik bis zum 19. Jahrhundert, Liste B enthält die Stücke aus dem 20. Jahrhundert) des angestrebten Grade, das Vorspiel

einer Etüde, Skalenspiel, gebrochene Akkorde und Vom-Blatt-Spiel. Als Hilfe für die Vorbereitung zu diesen Prüfungen werden CD-Produktionen erstellt, die alle Auswahlstücke für die Prüfungen in exemplarischen, aber keineswegs allein gültigen Interpretationen enthalten. Zusätzlich gibt es die Klavierbegleitungen auf einer Extra-Spur.

Die Examensstücke 2004-2007 der Grades 1-5 für Klarinette liegen auf vier CDs vor. Der Klarinettist Timothy Lines und der Pianist John Alley zeichnen hierfür als Musiker verantwortlich. Sie musizieren stilsicher und in angemessenen Tempi. Das Beiheft verzeichnet alle Stücke inklusive Verlagsangaben.

Für jeden Grade und jede Liste gibt es eine Auswahl von acht bis zehn Vorspielstücken. Grade 1 beginnt mit dem Lied der Wolga-Schlepper und The Drunken Sailor. In Grade 4 soll beispielsweise ein Arrangement der Mozart-Arie Voi che sapete geblasen werden, während in Grade 5 u. a. der 3. Satz der ersten Klarinettensonate von Brahms oder der langsame Satz aus der Mendelssohn-Sonate zur Auswahl stehen. Im Bereich der zeitgenössischen Musik überwiegen jazzinspirierte Kompositionen, moderne Spieltechniken werden nicht gefordert.

Die Auswahl des Repertoires trägt deutlich die Handschrift des Herkunftslandes der Organisation, obwohl ein internationaler Anspruch geltend gemacht wird. Besonders die B-Listen mit Musik des 20. Jahrhunderts nennen fast ausschließlich englische Komponistennamen wie Paul Harris, Alan Haughton, Christopher Norton, Malcolm Arnold. Außerdem findet man in allen Leistungsstufen zahlreiche Bearbeitungen und Stücke aus Sammlungen englischer Verlage. Solostücke sind nicht verzeichnet.

Für den deutschsprachigen Raum ist die CD-Sammlung nur dann von Interesse, wenn auch das entsprechende Notenmaterial vorliegt. Aber auch der Vergleich mit dem Lehrplan der deutschen Musikschulen mag für den Pädagogen Gewinn bringend sein. Ein Verzeichnis der gesamten Examensstücke bis zum 8. Grade findet man auf der Homepage der Associated Board unter www.abrsm.org.

Heribert Haase