Ludwig, Peter

Tango à trois

9 Tangos für Violine, Violoncello und Klavier, Partitur und Stimmen, 2 Hefte

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2011
erschienen in: das Orchester 12/2011 , Seite 75

Der 1951 geborene Rosenheimer Musiker Peter Ludwig blickt auf eine lange Laufbahn als Komponist für Bühne und Kabarett zurück. Als Pianist spielt er seit den 1980er Jahren in verschiedenen Duo- und Trioformationen, die sich vorwiegend der Tangomusik widmen; gegenwärtig sind der Geiger Arben Spahiu und der Cellist Peter Wöpke seiner Partner im Trio Tango à trois. Dies ist auch der Titel einer jetzt in zwei Heften erschienenen Sammlung von neun Tangos für Klaviertrio.
Tangos leben aus der – immer auch improvisatorisch angereicherten – Aufführungstradition mehr oder weniger bekannter Interpreten.
Allzu engherzige Vortragsanweisungen engen den Musizierfluss unnötig ein. So gibt auch Ludwig zwar exakte Noten und Rhythmen vor, verzichtet aber auf Tempoangaben und bezeichnet die Dynamik nur großflächig.
Seine Stücke wechseln häufig zwischen 4/4- und 6/8-Takt. Überwiegend in a-Moll, d-Moll oder g-Moll stehend, gehen sie auch harmonisch keine großen Wagnisse ein. Die Titel rekurrieren nur ausnahmsweise auf das original argentinische Tangoumfeld („Milonga“), sondern reflektieren vielmehr europäische Bezüge wie „La Belge“, „Cäsar“ oder „Café Banlieue“.
Ludwig hat nicht nur Sinn für einen klangvollen Klaviersatz, sondern auch für streicherische Sonderaufgaben: So sind die langen Pizzicato-Passagen von Geige und Cello im „Barbara Bossa“ ebenso wie die vierstimmig pulsierenden Streicherakkorde in „Reims rouge“ von besonderem klang-
lichen Reiz. Als längster und ambitioniertester Tango sticht „Lisboa“, in b-Moll/f-Moll stehend, hervor: Zunächst erhalten Cello und Geige Gelegenheit zu ausgedehnten Kantilenen, bevor eine erregte Synkopen-Rhythmik mehr und mehr die Oberhand gewinnt und einen feurigen Fortissimo-Schluss ansteuert. Der „Zirkus“, Nr. 9 der Sammlung, ist mit seinen raschen Nachschlägen und den abwärts drängenden chromatischen Gängen ebenfalls von unfehlbarer Wirkung.
Die Spielfiguren bleiben in allen drei Instrumenten unterhalb virtuoser Anforderungen, auch die rhythmischen Konstellationen sind mit tangotypischen Synkopen und den erwähnten metrischen Wechseln überschaubar. Unisoni und Oktavparallelen zwischen Geige und Cello bzw. zwischen Cello und Basslinie des Klaviers machen das Klangbild an vielen Stellen angenehm durchsichtig.
So entsteht in Peter Ludwigs Satz eine wohlklingende, mittelschwere Spielmusik, die auch für Nachwuchsensembles oder als effektvolle Zugabe nach Triokonzerten bestens geeignet ist.
Rainer Klaas