Arvo Pärt

Tabula rasa

Materialien zur Musikvermittlung, Listening Lab, Band 8

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Universal Edition
erschienen in: das Orchester 09/2019 , Seite 60

Für diesen nunmehr bereits 8. Band der Reihe Listening Lab haben die Herausgeber Constanze Wimmer und Helmut Schmidinger zwei hervorragende Autoren gewinnen können, denen es gelingt, ideenreich und praktisch umsetzbar zahlreiche Vorschläge für eine Annäherung an den öffentlichkeitsscheuen, aber heute zu den meistgespielten lebenden Komponisten zählenden Arvo Pärt (1935 in Estland geboren, heute in Österreich lebend) vorzulegen. Die Annäherung an diesen bedeutenden Vertreter der „Neuen Einfachheit“ erfolgt umfassend und erklärt natürlich grundlegend auch den Tintinnabuli-Stil, den dieser zwischen 1968 und 1976 entwickelte und der fortan seine Werke, also auch Tabula rasa (1977) bestimmt. Bei diesem handelt es sich um ein zweisätziges Konzert (Ludus/Silentium) für zwei Violinen bzw. Viola, präpariertes Klavier und Streichorchester.

Die zweisprachige Ausgabe (deutsch/englisch) der Reihe Listening Lab ermöglicht eine weltweite Anwendung über die deutschsprachigen Ländergrenzen hinaus. Dem Ziel eines aktiven und reflektierten Hörerlebnisses im Konzert kommen die in sieben Kapitel untergliederten und für alle Altersstufen geeigneten und differenziert gestalteten Angebote, die auf dem Konzept der ästhetischen Transformation beruhen, überzeugend entgegen. In den Workshop- und Projektvorschlägen geht es darum, Erkenntnisse über künstlerische Erfahrungen zu gewinnen, wobei methodisch Interaktion, Recherche, Imagination, Hören, Erfinden und Diskutieren im Mittelpunkt stehen. Um das Hören neu zu entdecken, erfolgt auch ein Rückgriff auf die bewährte Stationenarbeit mit Malen zu Musik, Sichbewegen zu Musik, Meditieren zu Musik und Nachdenken über Musik.

Im wortwörtlichen Sinne gelingt es den Autoren, dem Ansinnen des Komponisten mit Tabula rasa gerecht zu werden. Überzeugend werden die Veränderungen kompositorischer Verfahrensweisen im 20. Jahrhundert in musikgeschichtliche und zeitliche Kontexte eingeordnet. Logische Zusammenhänge werden auch im Blick auf andere Wissenschaften gut verständlich hergestellt. Die Fragestellungen für Teilnehmer sind anregend und stellen immer wieder den für die Musikvermittlung so notwendigen Lebensweltbezug her.

Angesprochen werden angestellte und freischaffende Musikvermittlerinnen sowie Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen gleichermaßen. Einzelne Module lassen sich vielfältig kombinieren und den jeweiligen Zielgruppen anpassen. Erklärende Symbole erleichtern eine schnelle Orientierung. Ergänzt werden die Konzepte durch weiterführende Zitate, Bilder, Klang- und Notenbeispiele, die über die Website www.universaledition.com/listeninglab8 abgerufen werden können. Die Studienpartitur ist unter der Verlagsnummer UE 31 937 erhältlich.

Dieser neue Band ist – wie die gesamte Reihe Listening Lab – ein Muss für eine zeitgemäße Musikvermittlung und unbedingt empfehlenswert!

Ulrike Schwanse