Schostakowitsch, Dmitri
Symphony no. 15 op. 141a for piano trio and 13 percussion instruments/Piano Trio no. 1 op. 8/Piano Trio no. 2 in E minor op. 67
Da hat man die fantastische, mitreißende und ausgeklügelte Instrumentation Dmitri Schostakowitschs im Ohr, und nun kommt an Stelle der Flöte zu Beginn ein nivellierender Klaviersurrogat. Ist das ein Klavierkonzert? Nein, die von Viktor Derewianko erstellte Bearbeitung von der letzten Sinfonie des bedeutendsten sowjetischen Tonkünstlers des letzten Jahrhunderts für Klaviertrio und 13 Schlaginstrumente. Zuerst Achselzucken muss das sein? Schlagen da die Percussionsinstrumente nicht die armen beiden Streicher, Eckard Fischer (Violine) und Mario de Secondi (Violoncello) tot? Nein, das natürlich nicht. Nach einem fastenfreudigen, dürr schmeckenden Magerjoghurt klingt es dann aber doch. Interessant ist diese Aufnahme sicherlich, doch erlahmt mit der Zeit insbesondere im zweiten, langsamen Satz die Bereitschaft, aufmerksam zuzuhören, obwohl das Tempo des Adagio behender ist als bei anderen, eher kaloriengesättigten und bläserfarbigen Aufnahmen. Insbesondere im letzten Adagio werden die Augenlider dann richtig schwer, da auch die innere Spannung, welche der letzte Satz atmet, durch die fehlenden Bläser abhanden gekommen ist. Und das, obwohl die Schlaginstrumente zwar ihren originalen Part ohne Zweifel akkurat und gut spielen, sie aber auf weiter Flur fast allein dastehen.
Das Stück assoziiert eher eine monochrome Schlagwerk- und Klavierprobe mit Korrepetitor, gespielt von Michael Hauber, und Streicher, die Dank der Technik akustisch stark in den Vordergrund gerückt wurden und einen Klang suggerieren, der nicht vorhanden sein kann. Also nichts wars mit der im Booklet-Text versprochenen ungewöhnlichen philosophischen Vertiefung, dessen Autor noch nicht weiß, dass Schostakowitsch nicht Dimitri, sondern Dmitri heißt. Überhaupt muss man sich wieder einmal die alberne englische Transliteration antun sowie Ausdrücke wie Balance Engineer oder Editing. Kurios auch, dass Schostakowitsch im deutschen Text richtig in St. Petersburg geboren wurde, im englischen aber bereits in Leningrad, obwohl die Stadt an der Newa zwischen 1914 bis 1924 Petrograd hieß.
Gespannter durfte man auf das heißblütige, fast ungestüme Jugendwerk sein, das Klaviertrio op. 8, in dem Schostakowitsch wie in einigen seiner Frühwerke, beispielsweise dem Streicher-Oktett op. 11, eine unnachahmliche Energie entfacht. Hier kommt das Ensemble Trio Opus 8 endlich auf seine Kosten und empfindet die jugendliche Unbändigkeit überzeugend nach, obwohl dem Stück in den elegisch-kontemplativen Abschnitten eine gewisse gespanntere Ruhe besser getan und somit eine höhere Polarität zu den energischen Teilen erzeugt hätte. Höhepunkt der CD ist ohne Zweifel die Interpretation von Schostakowitschs berühmtem und oft eingespieltem Trio e-Moll op. 67. Schließlich findet man den Schostakowitsch, den der Zuhörer erwartet. Traurige Abgeklärtheit, die auf den späteren Komponisten vorausweist, schneidend-tiefer Schmerz, aber auch anklagende Ironie werden treffend gebündelt und aussagekräftig und glaubwürdig zu Gehör gebracht.
Werner Bodendorff