Goldmark, Carl
Symphony No. 1 “Rustic Wedding”/ Merlin-Prelude
Wer könnte schon behaupten, Musik von Carl Goldmark gehört zu haben? Außer einigen Einträgen in den Musiklexika findet man höchstens noch in leicht angestaubten und antiquarischen Opernführern eine Inhaltsangabe seiner Oper Die Königin von Saba. Die war zur Zeit ihrer Entstehung in den 1870er Jahren in Wien eine Sensation und Goldmark ein überaus geschätzter Komponist. Sogar so geschätzt, dass Gustav Mahler, bevor er zum Direktor der Wiener Hofoper gekürt wurde, ihn, den Herrn Goldmark, um seine Unterstützung bat. Als gebürtiger Ungar zur Donaumonarchie gehörend, wurde Goldmark musikalisch, wenngleich Autodidakt, in Wien sozialisiert.
Die nun vorliegende Einspielung seiner ersten Sinfonie, die den Untertitel Ländliche Hochzeit trägt, ist deshalb ein lohnenswertes Unterfangen, denn so berühmt Goldmark auch war, so sehr wurde seine übrige Musik wenn man von der Königin von Saba absieht vergessen. Das Werk verschränkt klassische sinfonische Anlage mit Programmsinfonik. Dies klingt aber kaum nach ernsten Genre, sondern heiter wie eine Suite. Hörenswert in jedem Fall, kommt einem die Anlage des Werks aber doch sehr episodenhaft vor, und sie reicht bei Weitem nicht an die bekannten sinfonischen Schwergewichte des Repertoires heran.
Verdienstvoll ist es allemal, dieses Stück aus dem Dornröschenschlaf erweckt zu haben. Es spielt ein Orchester namens Philharmonie Festiva, hinter dem sich wie der Booklettext verrät das erweiterte Münchner Bach-Orchester verbirgt. Das wurde seinerseits von Mitgliedern führender Münchner Orchester in den 1960er Jahren noch von Karl Richter aus der Taufe gehoben. Es handelt sich um Live-Mitschnitte aus Bad Kissingen aus den Jahren 2008 und 2009.
Ergänzt wird diese erste Sinfonie von Carl Goldmark durch das Vorspiel zu seiner Oper Merlin ein Stoff, der mit seiner mittelalterlichen Atmosphäre den Geschmack der Zeitgenossen traf. Gerd Schaller, Ex-GMD der Oper Magdeburg, leitet kompetent die Philharmonie Festiva. Für
Hörer, die abseits der ausgetretenen Pfade des Repertoires auf Entdeckungsreise gehen möchten, bietet diese Aufnahme eine willkommene Informationsplattform.
Gernot Wojnarowicz