Beethoven, Ludwig van
Symphonies 7 & 8
Ludwig van Beethovens Sinfonien Nr. 7 in A-Dur und Nr. 8 in F-Dur kann man guten Gewissens als Geschwister bezeichnen. Sie folgen mit den Opuszahlen 92 und 93 im Werkverzeichnis nicht nur aufeinander, Beethoven hat sie auch schwerpunktmäßig 1812 in etwa zur gleichen Zeit fertig gestellt. Beide wurden unter der Leitung des Komponisten im Abstand von noch nicht einmal drei Monaten in Wien uraufgeführt, die siebte am 8. Dezember 1813 im Universitätssaal, die achte am 27. Februar 1814 im Großen Redoutensaal. Und bei diesem Anlass wurde die 7. Sinfonie gleich noch einmal wiederholt, wohl, weil sie beim Publikum so gut angekommen war.
Und sie passen wirklich gut zueinander, denn es sind die beiden einzigen Sinfonien des Meisters ohne einen spezifisch langsamen Satz, er bescheidet sich jeweils mit einem Allegretto. Außerdem verzichtet das Instrumentarium auch auf die Posaunen, die in der 5. und 6. Sinfonie zum ersten Mal von Beethoven eingesetzt werden und selbstverständlich, in dreifacher Besetzung sogar, in seiner Neunten. Das Hauptkriterium für ihre musikalische Nähe sind aber ihre unvergleichliche Gelöstheit, pulsierende Lebensfreude und eine positive Ausstrahlung, die schlicht verkündet: Beethoven ging es damals psychisch einfach gut!
Stanislaw Skrowaczewski, ein erfahrener und hochgeschätzter Orchesterleiter, weiß genau um die Problematik der Beethovenschen Klangsprache. Mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken, dessen erster Gastdirigent er seit 1994 ist, realisiert er eine Wiedergabe in orchestraler Ausgewogenheit. Frei von ideologischem Ballast und persönlichen Eitelkeiten orientiert er sich nach eigenem Bekunden an der Musik, ihrem Charakter, ihrem Inhalt und ihrer Botschaft. Das Ergebnis ist ein klassischer Rahmen in klanglicher Homogenität, nicht nur zwischen den Instrumentalgruppen, sie ist spürbar bis in die einzelnen Akkorde hinein. Völlig natürlich und eingebettet in den Fluss der Musik wirken auch die dynamischen Beethoven-Charakteristika wie überraschende Wechsel der Lautstärke und Temporückungen, die den Spannungsbogen erhöhen und weitertragen. Musikalisch stimmig wirkt darüber hinaus das Gewichten von instrumentalem Melos und bohrender Motorik bei größtmöglicher Transparenz. Trotzdem bleiben die Eigenständigkeit und Originalität der beiden Sinfonien gewahrt. Eine mehr als empfehlenswerte Aufnahme!
Winfried Kühne