Beethoven, Ludwig van

Symphonies 5 & 6

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Oehms Classics OC 523
erschienen in: das Orchester 04/2007 , Seite 83

Die jüngste Neuerscheinung im Rahmen der Gesamtaufnahme der Beethoven-Symphonien mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken unter Leitung von Stanislaw Skrowaczewski setzt die positiven Eindrücke der ersten Aufnahmen fort. Die CD mit der 5. Symphonie c-Moll op. 67 und der 6. Symphonie F-Dur op. 68 bringt erneut ausgesprochen differenzierte und überlegte Beethoven-Interpretationen. Skrowaczewskis Zugang erinnert dabei an den Günter Wands, der aus der intensiven und genauen Beschäftigung mit Beethovens Partituren zu schlüssigen interpretatorischen Ergebnissen von bestechender Klarheit und Objektivität kam. Objektiv und schlüssig, das heißt frei von persönlich gefärbten Gefühlszuständen und im Einklang mit dem Notentext absolut sinnfällig: das sind Stanislaw Skrowaczewskis Beethoven-Wiedergaben auch bei den Symphonien 5 und 6 in hohem Maße.
Der Dirigent ist grundlegend und konsequent in die Partituren eingedrungen, das beweisen allein die vielen instrumentatorischen Details, die hier offen gelegt werden und die sonst kaum zu hören sind. Gerade der Bläsersatz wird hier außergewöhnlich transparent aufgefächert – wie denn überhaupt die Durchhörbarkeit des Satzes und die Ausgewogenheit des Klangs vorbildlich sind.
Das Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken bewährt sich wiederum als sehr detailgetreu, ja kammermusikalisch ausgefeilt musizierendes Orchester, das die Klangfülle eines großen Symphonieorchesters mit dem Feinschliff eines Kammerensembles verbindet. Eindrucksvoll ist auch die rhythmische Elastizität des Spiels. Skrowaczewski sorgt immer für eine beredte Phrasierung und eine facettenreiche Artikulation, die Beethovens Musik in jedem Moment ein expressiv modelliertes Profil verleiht. Die Tempi sind stets zügig und impulsiv.
Da nimmt es nicht wunder, dass die ja sehr unterschiedlichen musikalischen Charaktere in diesen beiden Symphonien zwingend auf den Punkt gebracht werden. Der straff angelegte erste Satz der Fünften, selbstverständlich ohne die lange übliche Verzögerung beim „Schicksalsmotiv“, ist dramatisch erregt und zugleich immer klar erfassbar in Form und Faktur. Diese Verbindung – man kann wirklich sagen: klassische Harmonie von pointiertem Ausdruck und hellsichtiger formaler Logik – prägt auch die anderen Sätze bis zum klanglich schillernden Finale.
In der Pastorale gelingt es Skrowaczewski den von Beethoven beabsichtigten „Ausdruck der Empfindung“ mit berührender Verinnerlichung zu verwirklichen. Allein der zarte Beginn des Schlusssatzes ist ein tief erfüllter musikalischer Augenblick. Auch hier erwächst die Intensität des Ausdrucks aus der ungemein verständigen Lesart der Partitur.
Diese CD ist ein weiterer gelungener Baustein zu einem Zyklus, dem ein ausgezeichneter Platz in Beethoven-Diskografie zukommen wird.
Karl Georg Berg