Haydn, Michael
Symphonies 14, 17, 19, 24, 29, 33, 40 & 41
Das Haydn-Jahr ist gerade erst verklungen, da liefert die Deutsche Kammerakademie Neuss einen Nachschlag: neun Sinfonien (außer den acht auf dem Cover genannten noch die Symphonie F-Dur) und drei Märsche. Allerdings nicht von Joseph Haydn, dessen 200. Todestag 2009 landauf und landab gefeiert wurde, sondern von Michael Haydn. Frank Beermann und Johannes Goritzki sind die beiden Dirigenten, die sich mit dem niederrheinischen Ensemble dem zweiten Haydn zugewandt und das gängige Repertoire der Wiener Klassik auch auf CD erweitert haben.
Johann Michael Haydn ist der um fünf Jahre jüngere Bruder des großen Komponisten. Der 1737 im niederösterreichischen Rohrau geborene Michael trat früh in die Fußstapfen des großen Bruders: Er wurde ebenfalls als Bub schon Chorknabe im Kapellhaus St. Stephan in Wien, studierte dort Violine, Clavier und Komposition und landete nach seiner Tätigkeit als Violinist und bischöflicher Kapellmeister in Großwardein (heute Rumänien) in Salzburg, wo er schon vor Mozart eine Festanstellung bekam und ab 1782 dessen Nachfolge als Hof- und Domorganist antrat.
Die Liste von Michael Haydns Werken ist lang: rund 800 Kompositionen. Naturgemäß viel geistliche Musik, Messen, Kantaten, Requien, aber auch Solokonzerte, Kammermusik, Oratorien, Lieder, Tänze, Serenaden und etliche Opern. Und eben auch 41 Sinfonien.
Die auf dieser bei cpo erschienenen CD versammelten neun geben einen guten Überblick über Michael Haydns sinfonisches Schaffen. Wichtig ist bei diesen spielerisch leichten Sinfonien ein unverstellter, spontaner Zugriff. Den beweist die Deutsche Kammerakademie Neuss in jedem Fall. Ob unter Frank Beermanns oder Johannes Goritzkis Leitung, man hört die Freude am Musizieren. Mit feiner dynamischer Differenzierung, bester Klangbalance und stimmigem Timing wird hier genau auf den Punkt gespielt. So bleibt das Leichte leicht, ohne vertändelt zu werden.
Das ausgewogene Spiel zwischen den klaren, seidigen Streichern und den klangsensibel und erstaunlich individuell agierenden Bläsern egal ob Holz oder Hörner und Trompeten erlaubt den Dirigenten, die eingängigen Sätze mit natürlichem Schwung, ohne überreizte Akzentuierung zu servieren. Dass sogar eine Moll-Sinfonie (Nr. 29 in d-Moll) äußerst heiter daherkommen kann, beweist schon ihr eröffnendes Allegro brillante.
Besonders innig harmonieren die Bläser, von kecken Flöten angeführt, im Andante cantabile der A-Dur-Sinfonie, in deren Menuetto sich ein Posthorn dezent in Szene setzt. Mit einem einfühlsam geblasenen Solo wartet das Fagott im Concertino der voller Elan steckenden Sinfonie Nr. 14 (B-Dur) auf, der die Nr. 17 (E-Dur) mit fein ziseliertem solistischen Flöteneinsatz im Trio des Menuetts folgt. Höchst anmutig tönen zum Abschluss die beiden Märsche in F- und D-Dur, denen Goritzki noch einen festlichen, bläsergerüsteten dritten (ebenfalls D-Dur) hinterherschickt. Ein transparentes Klangbild der gesamten Aufnahme rundet das entspannte Hörvergnügen ab.
Gabriele Luster