Beethoven, Ludwig van

Symphonie Nr. 9 d-Moll op. 125

Studienpartitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2007
erschienen in: das Orchester 05/2008 , Seite 59

Sie gilt als eine der größten menschlichen Schöpfungen und markiert zugleich einen Höhe- und Wendepunkt der abendländischen Kunstmusik – Beethovens überragendes Opus 125, seine neunte und letzte Sinfonie. Indem Beethoven musikalische Prozesse einer nie zuvor realisierten künstlerischen Dramaturgie unterwarf, erreichten vor allem seine Sinfonien einen Gipfel, den die romantische Auffassung vom unwiederholbaren Geniestreich an sich vollkommen idealisierte und damit die Weiterentwicklung der Gattung gleichermaßen hemmte wie vorantrieb. Beethoven, als selbstbewusster Geist von der Meisterschaft seiner Kunst überzeugt, engagierte sich zu Lebzeiten gewissenhaft für die gültige Edition und Verbreitung seiner Musik. Ab 1862 erschien die erste Gesamtausgabe seiner Werke, wobei die hundert Jahre später begonnene Neue Beethoven Gesamtausgabe derzeit etwa die Hälfte seines Schaffens auf den neuesten Stand der Forschung gebracht hat.
Bekannt ist, dass Beethovens Werke in der Regel keine singulär genialen Würfe ohne konzeptionellen Vorlauf sind. Gerade die neunte Sinfonie stellt durch zahlreiche Skizzen, Entwürfe und autografe Korrekturen im originalen Aufführungsmaterial und den Druckfassungen Herausgeber noch immer vor schwierige substanzielle Fragen. Dies und ihre heroische Dominanz im Konzertbetrieb führten dazu, dass das Werk in den vergangenen Jahrzehnten von mindestens sieben der bedeutendsten Musikverlage unabhängig voneinander kritisch ediert wurde, die zahlreichen Auskopplungen des Finalsatzes nicht mitgezählt. Zuletzt legte Breitkopf & Härtel, Verlag der ersten Beethoven-Gesamtausgabe, eine von Peter Hauschild angefertigte Edition dieser Sinfonie vor. Damit sind in der angesehenen Urtext-Reihe des Traditionshauses sämtliche Beethoven-Sinfonien erschienen.
Die Studienpartitur bietet neben einem detailliert scharfen und angenehm überschaubaren Notentext – das Format ist recht handlich, aber gut benutzbar – ein nüchtern-aufschlussreiches Vorwort Hauschilds, in dem die nicht unbedingt geradlinige Entstehungsgeschichte der letzten Sinfonie Beethovens erläutert und fundiert kommentiert wird. Neben interessanten Ausführungen über motivische Bezüge, die das gesamte Werk beherrschen und im Vokalfinale gipfeln, beschreibt Hauschild auch die vielschichtige Überlieferung und vermittelt einen Eindruck von der editorischen Herangehensweise. Als Teil einer kritischen Ausgabe konzipiert, bietet die Studienpartitur jedoch keinen Kritischen Bericht, sondern verweist an entsprechenden Stellen im Satz, wenn knappe editorische Anmerkungen nicht ausreichen, auf die Dirigierpartitur. So ist diese Ausgabe geeignet zum Vertiefen in das Werk, entbehrt aber bei tatsächlichen Studienvorhaben der editorischen Einzelanmerkungen der Hauptpartitur.
Tobias Gebauer

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