Anton Bruckner
Symphonie Nr. 7 in E-Dur
ORF Radio-Symphonieorchester, Ltg. Markus Poschner
Die 7. Sinfonie in E-Dur von Anton Bruckner gehört zu den größten Meisterwerken ihrer Gattung. Der Komponist arbeitete an ihr in den Jahren 1881 bis 1883. Seine erfolgreiche Uraufführung erlebte das König Ludwig II. gewidmete Werk am 1884 im Stadttheater Leipzig. Arthur Nikisch leitete damals das Gewandhausorchester Leipzig. Der Erfolg der Symphonie war bei ihrem erstmaligen Erklingen so enorm, dass sie bald ihren Weg in die musikalischen Zentren von Europa fand und bald auch auf anderen Kontinenten zur Aufführung gelangte.
Dem zum Zeitpunkt der Entstehung bereits 60-jährigen Bruckner ist mit dieser Symphonie ein echter Knalleffekt gelungen. Und Markus Poschner, der Dirigent der vorliegenden CD, lotet die Musik zusammen mit dem versiert aufspielenden ORF Radio-Symphonieorchester Wien mit breitem Atem und vielfältigen musikalischen Nuancen aus. Geschickt bettet er die einzelnen Motive in den großen symphonischen Zusammenhang ein, wobei er sehr differenziert vorgeht. Zeitweilig dreht er den Orchesterapparat mächtig auf. Oftmals geht er aber auch ausgesprochen leise und behände ans Werk. Bereits die einleitenden, kaum zu hörenden Tremoli scheinen einer anderen Sphäre zu entstammen, bevor sich das erste, äußerst lange Motiv des ersten Satzes mit großer Eleganz und Spannung seinen Weg an die Oberfläche bahnt. Auch andere Passagen erklingen unter Poschners versierter Leitung sehr bedächtig. Nur wenige Stellen hätte man sich etwas dramatischer gewünscht.
Insbesondere im zweiten Satz wird die Nähe von Bruckners genialer Komposition zu Richard Wagner offenkundig. Dem ersten Thema des zweiten Satzes mit Wagner-Tuben und Bratschen gibt Poschner gekonnt einen äußerst weihevollen, tragischen Gehalt. Man merkt Bruckner seine große Trauer um Richard Wagner, der in der Zeit der Komposition starb, an. Die Coda des zweiten Satzes bildet die eigentliche Trauermusik für den Bayreuther Meister, die von Poschner sehr ergreifend dargeboten wird. Hier haben wir es wahrlich mit einer der besten Trauermusiken der symphonischen Literatur zu tun, die man mit Siegfrieds Trauermarsch aus Wagners Götterdämmerung durchaus auf eine Stufe stellen kann. Dem Scherzo des dritten Satzes gibt Poschner einen raschen, ländlichen Charakter. Hier wirkt sein Dirigat recht prägnant. Im abschließenden vierten Satz wartet der Dirigent dann mit grandiosen Steigerungen auf, die den strahlenden Höhepunkt seines bemerkenswerten Dirigats bilden.
Ludwig Steinbach