Brahms, Johannes

Symphonie Nr. 2 in D-Dur op. 73

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2008
erschienen in: das Orchester 02/2010 , Seite 69

Durch die Kooperation der beiden Musikverlage Breitkopf & Härtel und Henle liegen nun die Dirigierpartitur und das Orchestermaterial der 2. Sinfonie von Johannes Brahms im Urtext für den praktischen Gebrauch vor. Der Henle-Verlag leistete dabei die wissenschaftliche Vorarbeit im Rahmen seiner „Neuen Ausgabe sämtlicher Werke von Johannes Brahms“. Breitkopf & Härtel hat den Urtext, der 2001 erschien, übernommen, neu gesetzt und mit der Einzelausgabe allgemein leichter zugänglich gemacht.
Der Mitherausgeber des Urtextes, der englische Brahms-Forscher Robert Pascall, hat in einem neu verfassten Nachwort die wesentlichen Fakten zur Entstehung und die Quellenlage der Sinfonie prägnant zusammengefasst und wichtige editorische Textprobleme erwähnt. Auf diese wird im Notentext hingewiesen. Da Brahms ein recht ordentlicher Notenschreiber war, gibt es in der 2. Sinfonie keine gravierenden Lesartenprobleme. In anderen Partitur-Ausgaben dieser Sinfonie sind nur einige Kopisten- oder Stechfehler zu korrigieren. Als Hauptquellen für die Erstellung des Urtextes dienten die autografe Partitur, die sich jetzt in New York befindet, und der Erstdruck des Simrock-Verlags, der ein Jahr nach der Uraufführung in Wien 1877 zusammen mit dem vierhändigen Arrangement herauskam.
Interessant ist der Blick in die Kompositionswerkstatt von Brahms anhand des Autografs. Dieser zeigt, dass sich Brahms erst im vierten Satz für den vierstimmigen tiefen Blechbläsersatz mit Bassposaune und einer Basstuba neben der Alt- und Tenorposaune, der im ersten und letzten Satz besonders zum Tragen kommt, entschieden hat und daraufhin den ersten und letzten Satz entsprechend revidierte. Ebenso zeigt sich beim Vergleich des Hornsolos im ersten Satz (ab T. 456), dass Brahms zunächst eine Begleitung aus liegenden Akkorden konzipiert hatte, in der Endfassung dann aber eine motivische Schicht ergänzte. Daneben hat Brahms einzelne Takte gestrichen oder verändert.
Die sinnvolle Zusammenarbeit der Verlage mit Publizierung von urtexttreuen Dirigierpartituren und Orchestermaterial (bei Breitkopf & Härtel) wird sich auf die gesamten Orchesterwerke von Johannes Brahms beziehen. Studien-Partituren des Urtextes sind aber nur über den Henle-Verlag erhältlich.
Heribert Haase

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