Mahler, Gustav

Symphonie Nr. 2

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Oehms Classics OC 647, 2 SACDs
erschienen in: das Orchester 11/2011 , Seite 76

Nicht nur aufgrund der beiden Mahler-Gedenkjahre 2010 und 2011 wächst die Zahl der Mahler-Aufnahmen unaufhaltsam. Zu fest ist dieses Repertoire mittlerweile in den Konzertprogrammen weltweit verankert. Auch der Gesamtaufnahmen werden immer mehr. Zu den Orchestern und Dirigenten, die zurzeit an einer solchen arbeiten, gehören das Gürzenich-Orchester Köln unter seinem Chefdirigenten Markus Stenz. Nach der vierten und fünften Sinfonie sowie den Wunderhorn-Liedern liegt jetzt die zweite Sinfonie, die „Auferstehungs-Sinfonie“, in einer Aufnahme aus der Kölner Philharmonie vom Oktober 2010 vor.
Diese Sinfonie gehört zu den populärsten und meistgespielten des Komponisten, trotz ihrer immensen Besetzung. In der Aussage ist sie ganz einfach so zwingend, in ihrer musikalischen Sprache so unmittelbar und stark. Die Sinfonie ist gewaltig in Anlage und Anspruch, aber eigentlich trotz der letzten Dinge, um die es hier geht, klar und verständlich in ihrer Botschaft.
Der Vorzug der Kölner Einstudierung unter Markus Stenz liegt nun in der geglückten Verbindung von schlichter Klarheit und erhabener Größe. Stenz vermeidet effekthascherische Überzeichnungen, er entfaltet die Partitur insbesondere in den ersten drei Sätzen ganz geradlinig und fließend. Die Prägnanz in der Motiv und Thematik ist dennoch immens. Wo aber der Ausdruck sich verdichtet und in extreme Dimensionen vorstößt, wo er an die Grenzen des bis dahin sinfonisch Möglichen reicht und sie überschreitet, da setzt der Dirigent mit seinem vorzüglichen Orchester nachdrückliche Akzente. Da wird das Zeitmaß dann auch deutlich breiter und der Ton bedeutungsvoller. Die Musik gewinnt ganz konkret an Weite und Tiefe im Raum.
Das zeigt sich besonders deutlich in der Entwicklung des Finalsatzes, der zunehmend an Intensität gewinnt und am Ende zu überwältigender Wirkung findet. Diese Interpretation der zweiten Mahler-Sinfonie durch Markus Stenz ist ausgesprochen sinnfällig, weil sie sich im besten Sinne unbefangen den Kräften und Ausdrucksgewalten überlässt, die Mahlers Musik innewohnen.
Die beiden Solopartien sind bei der Sopranistin Christiane Oelze und der Mezzo-Sopranistin Michaela Schuster, die das Urlicht mit noblem Ebenmaß und edler Tongebung singt, in besten Händen. Von dem ganz leisen, ebenso geheimnisvoll wie fein modellierten Beginn der Auferstehn-Hymne bis zum grandiosen Schluss bewährt sich die Chorgemeinschaft aus Karthäuserkantorei Köln, Bach-Verein Köln sowie Madrigal- und Kammerchor der Hochschule für Musik Köln glänzend.
Auch die Klangtechnik der beiden SACDs ist durch ihre hohe Plastizität sehr gelungen.
Karl Georg Berg