Mahler, Gustav
Symphonic Works
Complete Trumpet Parts, Volume I/II
Die zweibändige Ausgabe der vollständigen Trompetenstimmen der ersten sechs Mahler-Sinfonien der International Music Company aus New York sind mehr als nur eine bloße Zusammenstellung. Die ausführliche Kommentierung und Erörterung des musikalischen Materials erlaubt tieferen Einblick in die großen Werke Mahlers aus Sicht des Trompeters.
Es ist nur selbstverständlich, dass die Noten die stilistischen Anweisungen Mahlers enthalten. Nicht selbstverständlich, jedoch äußerst hilfreich sind die Spiel- und Übeanleitungen zu schwierigen Schlüsselstellen. Hier wird die Musik auf ihre Struktur hin untersucht und dann von einer Skelettstruktur her an das Original herangeführt. Man lernt so die Musik hinter den Noten sehr viel tiefer kennen und kann sich diese Passagen stufenweise erarbeiten.
Nicht minder wichtig ist das Layout. Eine gute Lesbarkeit und Übersichtlichkeit hilft bei den Studien. Nur zu oft entscheidet sie darüber, ob man sich überhaupt mit der Materie befasst. Niemand quält sich gerne durch unleserliche Bücher. Auch hier wurde Vorbildliches geleistet. Das Auge findet immer den richtigen Platz, die stilistischen Anweisungen kollidieren nicht mit der Musik.
Die Begleittexte dieser englischen Ausgabe stammen von Michael Sachs, Solotrompeter des Cleveland Orchestras. Da sämtliche Anweisungen jedoch im deutschen Original vorliegen, befindet sich im Anhang jedes Bandes eine Aufstellung sämtlicher deutscher Ausdrücke mit ihrer englischen Übersetzung.
Man sollte diese Begleittexte durchaus aufmerksam lesen, da man hier sehr nützliche Hinweise zur Aufführungspraxis und zu den musikalischen Notwendigkeiten bekommt. Als Beispiel sei das Posthornsignal des dritten Satzes der dritten Sinfonie genannt: Hier diskutiert Sachs die Wahl des Instruments in verschiedenen Sälen. So nimmt er einmal das Flügelhorn, ein anderes Mal die C-Trompete mit einem Filzdämpfer (ähnlich dem Bucket- oder Velvetmute), immer in Abwägung der akustischen Verhältnisse auf bzw. hinter der Bühne.
Als Fazit bleibt die Erkenntnis, dass hier eine rundum gelungene Mischung aus Fakten und Didaktik vorliegt, die jedem, der sich mit der Musik Mahlers befassen möchte, zu empfehlen ist.
Mathias Engl