Saint-Saëns, Camille / Antonín Dvorák
Suite für Violoncello und Orchester op. 16/Romanze op. 36 / Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll op. 104
Es war eine überzeugende Wahl, für die erste Konzerteinspielung von Maximilian Hornung Antonín Dvoráks Cellokonzert Unbekanntem von Camille Saint-Saëns gegenüber zustellen. Der junge Augsburger, augenblicklich 1. Solocellist des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, hat mit seiner Debüt-CD Jump (Sony 88697749242), in deren Mittelpunkt Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen in der Fassung für Cello und Klavier von Hornung stehen, gleich einen Echo-Klassik-Preis 2011 gewonnen. Das lyrische Potenzial des Cellisten kommt ebenso im Duo mit seinem Klavierpartner Gerhard Vielhaber auf einer hörenswerten CD (Classic Clips CLCL 114) mit Rachmaninows Cellosonate und der Suite Italienne von Strawinsky zum Tragen.
Bei Dvor?ák stellt er sich mit großem Selbstbewusstsein, souveräner Technik die Intonationssicherheit des Cellisten ist bewundernswert und großer klanglicher Intensität den Herausforderungen des Konzerts, das von nahezu jedem bedeutenden Solisten bereits eingespielt wurde. Dies ficht Hornung indes nicht an, der seine manuelle Sicherheit zu einer Interpretation von lyrischer Intensität und großer Sanglichkeit nutzt. Die vielen virtuosen Herausforderungen sind so in eine Gesamtsicht eingebunden, die Ausdruck nicht mit Sentimentalität verwechselt, das Vibrato klangfarblich fein dosiert und auf übertriebene Rubati ebenso wie auf verschleppte Tempi verzichtet.
Dabei ist ihm Sebastian Tewinkel, Chefdirigent des Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim, ein gleich gestimmter Partner. Die sehr plastisch musizierenden Bamberger Symphoniker Bayerische Staatsphilharmonie, deren machtvolle Blechbläser sich aber nie zu dominant in den Vordergrund schieben, bieten weitaus mehr als eine Routineleistung.
Die Details der Musik werden plastisch ausgebreitet, ohne die sinfonische Großform in den Hintergrund treten zu lassen. Solist und Dirigent achten darauf, lyrische Details auszuformen, das Cello in den Klangfluss einzubetten. Seine Kompetenz als Begleiter hatte Tewinkel schon beim ARD-Wettbewerb mit dem Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks mit Beethovens 3. Klavierkonzert mit dem Sieger Alexey Gorlach unter Beweis stellen können, was auf einem lebendigen Mitschnitt (BR Klassik 900115) nachzuvollziehen ist.
Ebenso wie bei Dvorák ist Maximilian Hornung bei Saint-Saëns Suite op. 16 und der Romanze op. 36 für Cello und Klavier, die hier in der Orchesterfassung des Komponisten erklingen, ein die musikalischen Charaktere klangschön ausformender Interpret. Das Spiel des Komponisten mit barocken Tänzen in der Suite wird von Hornung frisch und differenziert, mal elegisch (Sérénade), tänzerisch pointiert (Gavotte) oder zu einem virtuosen Prestowirbel in der abschließenden Tarantelle gesteigert dargeboten. Ebenso ein Hörgenuss ist die Romanze op. 36, die das lyrischen Potenzial des Cellisten einmal mehr im hellsten Licht erstrahlen lässt. Nicht nur die Intensität des Spiels von Hornung, auch die ausdrucksstarke Begleitung der Bamberger veredelt diese Miniatur.
Walter Schneckenburger