Ludwig van Beethoven
Streichtrios 1–3 op. 9
Einrichtung für Klaviertrio von Ferdinand Ries, revidierte Neufassung, Klavierpartitur und Stimmen
Heute würde man Ferdinand Ries als rechte Hand oder Mädchen für alles bezeichnen. Sein „Chef“ war niemand Geringeres als Ludwig van Beethoven, bei dem Ferdinand Ries 1803 zunächst als Klavierschüler anfing. Ries und Carl Czerny waren die einzigen Klavierschüler, die Beethoven in diesen Jahren unterrichtete. Mit der Zeit führte Ferdinand Ries für seinen berühmten Lehrer auch die Korrespondenzen mit Verlegern, kopierte Noten und erledigte Botengänge. Weiterhin trat er als Interpret seiner Werke in Erscheinung, so debütierte er 1804 als Pianist in Wien mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 3, zu dem er eine eigene Kadenz präsentierte.
Auch seine ersten eigenen kompositorischen Versuche fallen in diese Zeit. Darüber hinaus war Ferdinand Ries auch als Arrangeur von Kammermusikwerken seines Lehrers tätig. Solche Arrangements für andere Besetzungen waren damals gängige Praxis, zumal sich insbesondere das Klaviertrio vor allem in der Hausmusik einer großen Beliebtheit erfreute. Ludwig van Beethoven wird zu diesen Vorhaben höchstwahrscheinlich stillschweigend seine Zustimmung erteilt haben, sicherlich mit der Intention, dass dadurch seine Werke einen höheren Bekanntheitsgrad erlangen konnten. Auch bei der vorliegenden Einrichtung der Streichtrios 1-3 op. 9 für Klaviertrio seines Schülers Ferdinand Ries kann man davon ausgehen, dass die beiden zudem beim Entstehungsprozess im engen Austausch waren, auch wenn Ries Wien im Jahr 1805 Hals über Kopf verlassen musste, da ihm die Musterung in seiner französisch besetzten Heimat drohte. Ries blieb vom Militärdienst verschont und er kehrte in seine Heimatstadt Bonn zurück.
Sein Arrangement übernimmt weitgehend notengetreu die Violinstimme, die Bratschenstimme wird dem Violoncello anvertraut. Die linke Hand des Klaviers übernimmt dafür den ursprünglichen Part des Cellos. Die Dynamik überträgt Ries weitestgehend aus dem Original, zudem ergänzt er einzelne Takte oder streicht sogar einige Passagen. Die in Zusammenarbeit mit dem Trio Parnassus entstandene und nun vorliegende, revidierte Neuausgabe basiert auf dem im Jahr 1806 bei N. Simrock in Bonn gedruckten Stimmensatz.
Der Verfasser des informativen Vorworts weist darauf hin, dass sich beim Studium dieser Druckausgaben zahlreiche Ungenauigkeiten in Bezug auf Phrasierung, Artikulation und dynamische Angaben fanden. Behutsam und mit Sorgfalt wurden hier viele Details und Passagen auch unter Zuhilfenahme neuerer Ausgaben der Streichtrios angepasst, ergänzt und/oder geändert. Fehlende Vorzeichen wurden ergänzt, Flüchtigkeitsfehler korrigiert. Der sauber gedruckte Notentext ist bestens lesbar, Ergänzungen des Herausgebers stehen gut erkennbar in eckigen Klammern. Mano Eßwein