Mozart, Wolfgang Amadeus / Urs Frauchiger
Streichquartette Nr. 14 G‑Dur KV 387 / Nr. 15 d‑Moll KV 421 / Annäherung an das Streichquartett KV 421
Da scheint sich eine Marktlücke zu öffnen: Zu einer schönen Musikeinspielung wird in Form einer Annäherung die Musik gleich kommentiert und analysiert. Der Schweizer Cellist, Lehrer und Autor Urs Frauchiger wagt nun solch eine Annäherung an ein Werk Mozarts. Er wählte hierzu das d‑Moll-Streichquartett KV 421 aus, das ihn nach seinen eigenen Worten nie mehr in Ruhe ließ. Es habe für ihn eine so klare, überschaubare, durchhörbare Oberfläche und eine unauslotbare Tiefe.
Nachdem Frauchiger unzählige Interpretationen angehört, verglichen, analysiert und darüber oftmals sich widersprechende Aufsätze und Abhandlungen gelesen hatte, ertappte er sich plötzlich dabei, dass er die Musik nacherzählte. Auch in der Befürchtung sich damit zu blamieren und in dem Wissen, erzählte Musik sei frei nach Grillparzer wie eine erzählte Mahlzeit, hatte Frauchinger im Laufe seiner Beschäftigung mit dem Werk das Bedürfnis, auch mit Worten in die Musik hineinzusteigen.
Das Ergebnis ist ein liebevoller, wenn auch anstrengend zu hörender, aber kenntnisreicher gesprochener, manchmal von Musikpassagen unterlegter Text, der jeweils von den einzelnen Sätzen des d‑Moll-Quartetts unterbrochen wird. Im Booklet ist zum Mitverfolgen und Vergleichen als Zuckerl sogar das ganze Werk in Noten beigegeben.
Gänzlich ohne Unterbrechung werden beide Streichquartette nochmals auf der zweiten CD gespielt. Ebenso liebevoll interpretiert durch das jugendlich wirkende casalQUARTETT, das seit nunmehr über zehn Jahren zusammen musiziert. Wohlüberlegt, jede Note auf die Goldwaage legend, spielt das Ensemble (Daria Zappa und Rachel R. Späth, Violine; Markus und Andreas Fleck, Bratsche bzw. Violoncello) überaus homogen, dabei nie sich in den Vordergrund drängend. Kraftvoll, selbstbewusst und durchaus auch ein wenig burschikos das G‑Dur-Quartett, vorsichtig, mit intensiver Zurückhaltung, zart und überaus lyrisch im Ton das d‑Moll-Werk.
Werner Bodendorff