Duddell, Joe
Still Life
for brass quintet, Partitur und Stimmen
Joe Duddell, geboren 1972 in England, ist ein mittlerweile mit seinen Werken recht erfolgreicher Komponist innerhalb und außerhalb Englands. Ehrungen sind ihm zuteil geworden, und bei Schott Music hat er einen
Exklusivvertrag. Sein Kompositionsstil ist vielfältig. Basierend auf im Wesentlichen klassischen Elementen bewegt er sich auch in anderen Bereichen musikalischer Autorenschaft.
Das neunminütige Werk Still Life wurde aus Anlass des 250. Todestags von Johann Sebastian Bach vom Harper Ensemble in London in Auftrag gegeben und dort in St. Martin in the Fields uraufgeführt. Nach Duddells eigenen Worten ist der Titel angelehnt an die Malerei im Allgemeinen und bezieht sich gleichzeitig auf die Musik von Bach. Das wirft die Frage auf, wie etwas Statisches, also ein Bild, das per definitionem keine Handlung darstellt, in eine Kunstform wie die Musik übertragen werden kann, die ihrerseits nur die Bewegung, den Zeitablauf kennt.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Duddell ist das gelungen. Beim Lesen der Partitur lassen sich Elemente der Minimal Music erkennen, die laut Duddells kurzen, einleitenden Worten Beziehungen zu Bachs Musik haben. Gerade in der Minimal Music lässt sich mit Bewegung sehr gut Statisches darstellen. Formal erkennt man einen Wechsel von mehreren flächigen Motivgruppen, die einander abwechseln oder sich auch überlagern. Das kann man klangfarblich verstehen in der Behandlung der Instrumente, man kann es aber auch, wenn man sich z.B. ein Blumenstillleben bildlich vorstellt, dahingehend interpretieren, dass die Piano-Abschnitte eher stille, ruhige Farben darstellen könnten, die Forte-Abschnitte eher kräftige, womöglich schrille Farben.
Der Druck ist wie gewohnt bei Schott gut leserlich. Der Dichte der Komposition geschuldet sind die Schwierigkeiten der Trompeten und des Horns beim Seitenblättern; es steht an jedem Seitenende das v.s., weil nur wenig Zeit zum Wenden zur Verfügung steht.
Die bläserischen Anforderungen sind gemäßigt; es werden weder besondere Spieltechniken gefordert noch gehen die Instrumentalstimmen in extreme Lagen. Ein gutes Blechbläserquintett dürfte seine Freude daran haben, sich dieses Still Life zu erarbeiten. Es ist ein lohnenswertes Werk.
Peter Hoefs