Werke von Libor Síma, Meinhard Obi Jenne, Don Grolnick und anderen
Spektrum
Tri: Libor Síma (Fagott), Meinhard Obi Jenne (Schlagzeug), Mini Schulz (Kontrabass)
TRI das ist ein Jazz-Trio aus bekannten Persönlichkeiten der Stuttgarter Jazzszene, die aber allesamt auch in der klassischen Musik keine Unbekannten sind: So ist Libor íma Solo-Fagottist des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR, aber auch leidenschaftlicher Jazzer und Tenorsaxofonist; der Schlagzeuger Meinhard Obi Jenne war Akademist bei den Berliner Philharmonikern; und Kontrabassist Mini Schulz machte unter anderem Station beim Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR und dem Stuttgarter Kammerorchester, bevor er dem Ruf an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart folgte, wo er im Bereich Jazz- und Popularmusik unterrichtet. Die drei Musiker gehören nicht nur wegen der ungewöhnlichen Kombination Fagott, Bass und Schlagzeug, sondern vor allem wegen ihrer ungewöhnlichen musikalischen Ausdrucksstärke zu einer der meistgebuchten Rhythmusgruppen Deutschlands.
Zwei Drittel der Stücke auf Spektrum stammen aus der Feder von Libor íma und werden von Kompositionen Obi Jennes sowie den bekannten Jazzkompositionen Nothing Personal (Don Grolnick), Straphanging (Michael Brecker) und Central Park West (John Coltrane) ergänzt. Letztgenannte Ballade, auf der sich neben den Bandmitgliedern zusätzlich noch drei weitere Tenorsaxofonisten ins Ensemble eingliedern, ist sicherlich einer der herausragendsten Momente auf dieser grandiosen Neuerscheinung und erinnert an die legendären Four Brothers der Woody-Herman-Bigband. So braucht Tri den Vergleich mit internationalen Produktionen nicht zu scheuen.
Musizierfreude und die Lust zum Experimentieren merkt man Tri nicht nur an in Herr Mann pudelt seinen Pudel Hermann und bei den witzigen Gesangseinlagen in Its a really catchy piece. Traumwandlerisches Talent auf dem Fagott stellt Libor íma in Weany Weasel unter Beweis, aber auch in Nothing Personal, wo er beim Tenorsax-Solo seine Vorbilder Brecker und Coltrane erkennen lässt, steht er dieser Leistung in nichts nach. Obi Jenne begleitet nicht wie auf einem Schlaginstrument, sondern facetten- und farbenreich, als hätte er ein Melodieinstrument vor sich. Mini Schulz glänzt improvisatorisch fantasievoll und mit knackigem Basssound vom ersten bis zum letzten Moment.
Die Stücke sind in hervorragender Qualität aufgenommen (Bauer Studios, Ludwigsburg) und so perfekt abgemischt, dass man den Eindruck bekommt, man stünde in Mini Schulz Jazzclub BIX am Stuttgarter Leonhardsplatz direkt neben der Bühne.
Die Rechnung der drei Musiker von Tri geht auf: Sie zeigen mit dieser CD, welches Spektrum an Jazzmusik in dieser Instrumentenkombination möglich ist und welch grandiose Idee es sein kann, auch als Musiker der klassischen Musik eingetretene Pfade zu verlassen und sich mit einer unkonventionellen Herangehensweise ans kammermusikalische Musizieren im Bereich des zeitgenössischen Jazz zu wagen. All dies wird hier zweifelsfrei hörbar und sollte traditionelle Klangkörper ermutigen, das eine oder andere Crossover-Projekt zu wagen.
Kristin Thielemann