Burton, Eldin / Aaron Copland /Sergej Prokofjew
Sonatina / Duo / Sonate
Es ist eine gute und nachahmenswerte Idee, Prokofjews Flötensonate einmal nicht mit Bach und Schubert zu kombinieren, sondern mit Musik des 20. Jahrhunderts. Die ausgewählten Kompositionen von Burton und Copland, hierzulande eher unbekannt, erweisen sich als außerordentlich gut dazu passend, und durch das selbstbewusste und zugleich sensible Zusammenspiel von Anja Setzkorn-Krause und Jens Hoffmann ist eine sehr schöne Aufnahme entstanden.
Sergej Prokofjew wollte unbedingt etwas für Flöte komponieren, die ihm ein vernachlässigtes Instrument zu sein schien. Ihren hellen Klang schätzte er sehr leider blieb die Sonate sein einziges Stück für diese Be-
setzung. Die erfolgreiche Uraufführung fand am 7. Dezember 1943 in Moskau statt, Interpreten waren der Flötist Nicolai Charkovsky und der (damals noch junge und noch nicht so berühmte) Pianist Svjatoslav Richter, der in seinen Erinnerungen berichtet, dass Prokofjew seine Flötensonate später in eine Violinsonate umwandelte, weil die Flötisten keine Eile zeigten, sich mit ihr zu beschäftigen, doch sei sie im Original für Flöte unvergleichlich schöner. Da wird man ihm nicht widersprechen wollen.
Auch Aaron Copland hat leider nur wenig für Flöte komponiert, neben dem Duo nur noch die Threnodie für Flöte und Streichtrio (1971), die Vokalise (1928) wurde nach einer Fassung für hohe Stimme und Klavier vom Komponisten nachträglich eingerichtet. Das Duo mit den Sätzen Flowing Poetic, somewhat mournful Lively, with bounce entstand als Auftragswerk zum Gedenken an den amerikanischen Flötisten William Kincaid. Copland schrieb es zwischen 1969 und 1971, dabei gelegentlich auf ältere Skizzen zurückgreifend. Elaine Shaffer und Hephzibah Menuhin übernahmen 1971 die Uraufführung, und es gibt eine Aufnahme mit Shaffer und dem Komponisten am Klavier. Interessant, ihn spielen zu hören, nämlich so, wie er für Klavier komponiert: perkussiv, linear, gelegentlich punktuell und dann wieder sehr zart und empfindsam. Da ihm sehr an einer authentischen amerikanischen Kompositionsweise gelegen war, findet man im Duo folkloristische Elemente und eine dem Jazz verwandte rhythmische Schreibweise, die rasche Interaktion und ständige Präsenz verlangt.
Die dreisätzige Sonatina des Amerikaners Eldin Burton (1913-1979), einem sehr wenig bekannten Pianisten und Komponisten, entstand auf Anregung des Flötisten Samuel Baron, der sein Mitstudent an der Juilliard School in New York war. Sie ist, wie auch ein unveröffentlicht gebliebenes Flötenkonzert, Baron gewidmet, ohne dessen Drängen die Sonatine möglicherweise gar nicht entstanden wäre. 1948 erhielt sie den Preis des New York Flute Club Contest, und in Amerika wird sie seitdem viel gespielt kein Wunder bei einem derart brillanten und unterhaltsamem Stück. Die drei Sätze Allegretto grazioso, Andantino sognando und Allegro giocoso, quasi fandango, zusammen knapp zehn Minuten, bieten eine anspruchsvoll-vergnügliche, im Schlusssatz sogar absolut mitreißende Musik, sind klanglich leicht impressionistisch gefärbt und rhythmisch vom Jazz beeinflusst. Zum Nachspielen unbedingt empfohlen, zumal die Noten problemlos erhältlich sind.
Ursula Peek


