Schumann, Camillo

Sonate in c für Violoncello und Klavier op. 99

Urtext, hg. von Nick Pfefferkorn

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Pfefferkorn, Leipzig 2013
erschienen in: das Orchester 07-08/2014 , Seite 72

Kommt der Name Schumann ins Spiel, so bringt man ihn unweigerlich mit Robert oder Clara Schumann in Verbindung. Hier steht nun aber ein wenig bekannter, mit den beiden nicht verwandter Namensvetter im Mittelpunkt: Camillo Schumann.
Camillo Schumann wurde 1872 in Königstein als Sohn einer Musikerfamilie geboren und lernte schon früh mehrere Instrumente zu spielen. Er studierte zunächst am Leipziger Konservatorium unter anderem bei Carl Reinecke, ehe er seine umfassende musikalische Ausbildung in Berlin fortsetzte. 1896 wurde er als Organist an die Stadtkirche St. Georg in Eisenach und an die Wartburgkapelle berufen. Schumann machte sich als Orgel-
virtuose und Pianist einen Namen und setzte dabei einen besonderen Schwerpunkt auf die Pflege von Bachs Musik. Für seine Leistungen wurde ihm der Titel „Großherzoglich Sächsischer Musikdirektor und Hoforganist“ verliehen. Gleichzeitig widmete sich Camillo Schumann dem Komponieren. Seine über 300 Kompositionen, die meisten davon im kammermusikalischen Bereich, stehen im spätromantischen Stil. Dabei inspirierten ihn besonders die Werke von Brahms, Liszt und Rachmaninow. Schumanns „traditionelle“ Tonsprache, der er bis zu seinem Tod 1946 treu blieb, machte es ihm im 20. Jahrhundert schwer, Verleger für seine Kompositionen zu finden.
Auch in der hier vorliegenden zweiten Cellosonate in c-Moll von 1932 ist der Einfluss von Johannes Brahms hörbar. Die Komposition ist komplex, nahezu orchestral angelegt. Im Vordergrund steht ein dichtes, eher dunkles Klangbild, das mehr auf melodische und dramatische Ausgestaltung als auf virtuose Akzente setzt. Das Verhältnis zwischen Violoncello und Klavier ist dabei gut ausbalanciert und lässt beide Instrumente sowohl solistisch (beispielsweise in den kadenzartigen Überleitungen des Cellos im 4. Satz) als auch im Zusammenspiel zur Geltung kommen.
Der erste Satz Allegro ma non tanto überrascht durch den Solobeginn des Cellos und die immer wiederkehrenden Ruhepunkte, die dem musikalischen Verlauf Struktur verleihen. Während die Romanze innige, cantable Momente zum Ausdruck bringt, zeichnet sich das Scherzo besonders im Mittelteil durch volkstümliche, liedhafte Elemente aus. Der vierte Satz Allegro moderato greift das thematische Material des Kopfsatzes wieder auf und schafft so einen gelungenen Bogen innerhalb der ganzen Komposition. Die motivische Verarbeitung ist dabei vielfältig und ideenreich gestaltet.
Die Urtextausgabe von Nick Pfefferkorn enthält eine zusätzliche Cellostimme mit Fingersätzen, Strichbezeichnungen und Aufführungsvorschlägen von Maria Kliegel, die bei der Einstudierung des Werks sicher hilfreich ist.
Die Klangdichte und Expressivität der Cellosonate machen Lust, mehr von Camillo Schumann zu entdecken. Sein umfangreiches Œuvre lädt dazu ein.
Anna Catharina Nimczik