Beethoven, Ludwig van / Franz Schubert / Robert Schumann
Sonate g-Moll op. 5/2 / Sonate a-Moll “Arpeggione” op. post. D 821 / Fantasiestücke op. 73
Der Kontrabass, das ist doch nur ein Begleitinstrument, oder kann man etwa auch solistisch darauf spielen? Nun, dass dies nicht nur unter Zugeständnissen an das angeblich nicht nur große, sondern auch schwerfällige Instrument möglich ist, davon kann sich die Zuhörerin, die dem Bassisten in der U-Bahn diese Frage stellte, recht einfach überzeugen. Im inzwischen durchaus reichhaltigen Katalog an Einspielungen mit Kontrabass und Klavier zählt die vorliegende CD ganz sicher zu den vielversprechendsten.
Die hier vorliegenden Sonaten und Fantasiestücke verbindet eines: Sie liegen in zahlreichen Bearbeitungen vor. Während die schumannschen Fantasiestücke schon zur Zeit ihrer Entstehung in Ausgaben für verschiedene Instrumente (wenn auch noch nicht für Kontrabass) vorlagen, wird die Arpeggione-Sonate fast nie im Original gespielt. Ausnahmen bestätigen seit einigen Jahren die Regel. So widmet sich sehr überzeugend etwa der Barock-Cellist Gerhart Darmstadt diesem Gitarren-Cello-Zwitter. Dass diese Sonate auch auf einem Kontrabass überzeugen kann, demonstrieren Michael Rieber und sein Duopartner Götz Schumacher am Klavier. Und selbst bei Beethoven greift das immer wieder gehörte Argument, ein Cello klinge dann doch lebendiger und klangfarblich differenzierter, in diesem Fall erfreulicherweise nicht. Rieber steht hier in der Tradition des Bassvirtuosen und Beethoven-Zeitgenossen Domenico Dragonetti, der schon den Komponisten selbst von seiner Interpretation zu begeistern verstand.
Rieber, Solokontrabassist des NDR-Sinfonieorchesters, spielt mit großem runden Ton. Er lässt sein Instrument mit dichtem Bogenstrich singen und greift zupackend in die Saiten. Mit klaren Tiefen, fein ausgearbeiteten dynamischen Klangaufbauten vom weich-transparenten Schimmern bis hin zu intensivem satten Leuchten und aufblühenden Schwellern beeindruckt vor allem Schuberts Arpeggione. Gelegentlich wünschte man sich jedoch noch etwas mehr Mut zu Schärfe oder gar kontrastvoller Härte. Dies vor allem in der Interpretation der Beethoven-Sonate, die ein wenig zu glatt, zu ungebrochen, unhinterfragend wirkt.
Götz Schumacher ist bekanntlich ein hervorragender pianistischer Kompagnon. Sein kammermusikalisches Können zeigt sich nicht nur in den Einspielungen mit seinem Klavierpartner Andreas Grau, sondern auch in einer der schwierigsten Aufgaben eines Pianisten: derjenigen, mit einem Kontrabassisten zu duettieren und die heikle Klangbalance musikalisch zu gestalten. Hier stimmt die Binnendifferenzierung der beiden Instrumente. Schumacher deckt den Bass nie zu. Sein Spiel ist sensibel und zupackend zugleich und schafft in der Arbeit mit minimalen Dehnungen und Temporelationsverschiebungen eine hohe Spannungsdichte in der Interaktion mit dem Kontrabass.
Zum Schluss noch eine kleine Anmerkung zur Aufnahme: Ein Kontrabass ist ein großes und breites Instrument, aber so breit, dass man Tiefen und Höhen im Panorama auseinander ziehen muss, ist er nun doch nicht.
Nina Polaschegg